Japans: Reformen legen verborgene Werte frei

Junichi Takayama, Nikko AM

Governance-Reformen und ein fortschrittliches Unternehmensklima machen Japan für ausländische Investoren attraktiv und bilden eine solide Grundlage für die Zukunft des Landes.
 
Japan wird häufig für seine unflexible und veraltete Unternehmenskultur kritisiert. Inzwischen ist diese Kritik jedoch selbst in die Jahre gekommen. Internationale Anleger sollten die positiven Veränderungen nicht übersehen.

Unternehmens- und Börsenreformen beflügeln die Erträge

Eine der wichtigsten Reformen für japanische Firmen war die Einführung des Corporate-Governance-Kodex im Jahr 2015, der inzwischen zweimal überarbeitet wurde. Seitdem wurden mehr Frauen in die Vorstände berufen; die Unternehmen sind heute zugänglicher für frische Talente mit neuen Perspektiven. Offenlegungen in englischer Sprache und mehr Transparenz bei den Investitionsstrategien helfen ausländischen Anlegern, japanische Unternehmen besser zu verstehen und sich aktiv einzubringen.
Das aktionärsfreundlichere Umfeld bedeutet auch, dass mehr Kapital an die Aktionäre zurückgeführt wird. Im Jahr 1988, als ausländische Investitionen in Japan ihren Höhepunkt erreichten, lag die Dividendenrendite im Nikkei bei bescheidenen 0,46 %. Im Jahr 2022 ist sie auf 2,45 % angestiegen. Zudem verfügt ein Großteil der japanischen Unternehmen über reichlich Barreserven, die viel Spielraum für weitere Aktionärserträge eröffnen.

Im April wurde die Tokyo Stock Exchange umfassend umstrukturiert. Hauptziel dieser Reform war die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit: Japans Top-Unternehmen sollen Anreize haben, ihre Geschäftsabläufe ständig zu verbessern und die Governance-Standards einzuhalten. Ansonsten laufen sie Gefahr, herabgestuft oder aus dem Markt genommen zu werden.

Aktionärsaktivismus kann Großes bewirken

Darüber hinaus hat der Aktionärsaktivismus in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. Während der Corona-Pandemie resultierte ungenügendes Personalmanagement in hoher Fluktuation, Leistungsabfall und minderwertiger Produktqualität. Inzwischen können aktivistische Investoren bei diesen und anderen Fragen mit der Unterstützung institutioneller Anleger rechnen, die diese Bedenken teilen und nach dem Stewardship Code verpflichtet sind, im besten Interesse ihrer Kunden zu handeln. Anstatt an den Rand gedrängt zu werden, haben Aktivisten mittlerweile also den nötigen Einfluss, um große Dinge zu bewirken.

Mehrwert durch Mitwirkung – auch bei ESG

Wo große institutionelle Anleger in Unternehmen mit Verbesserungspotenzial mitwirken, z. B. in Bezug auf die Unternehmensführung, eine niedrige Gesamtkapitalrendite oder übermäßige Cash-Bestände, führt das oft zu einer höheren Eigenkapitalrendite, mehr unabhängigen Direktoren und einem größeren Anteil von Mitarbeiter-Aktionären. Das Engagement bei unterbewerteten Unternehmen in Bezug auf ESG-relevante Themen wie Dekarbonisierung, Personalmanagement und Verbesserung des Governance-Rahmens sollten die Fundamentaldaten der Unternehmen verbessern, den Unternehmenswert steigern und letztlich zu höheren Erträgen führen.

Häufig bleiben die ESG-Leistungen vieler japanischer Unternehmen auf globaler Ebene noch unbemerkt, entweder weil Reputations- oder Altlasten zu bewältigen sind oder ESG-Aspekte nicht nachdrücklich genug dargestellt werden. Die wachsende Bedeutung von ESG und sozialer Verantwortung bietet Gelegenheit, verstecktes Wertpotenzial in Unternehmen zu identifizieren, die bereit sind, gesellschaftliche Probleme anzugehen und zu lösen.

Führungsrolle in Klimatechnologie

Japan will bis 2050 klimaneutral werden. Die Hinwendung zu sauberer Energie und neuen Technologien sollte daher als zusätzlicher langfristiger Katalysator für den Strukturwandel dienen. Japans Unternehmen verfügen über eine Fülle von fortschrittlichen Technologien im Bereich der Wasserstoffenergie, einschließlich solcher für Automobile und die Energieinfrastruktur. Diese Unternehmen und Sektoren werden von einer Verbesserung der globalen wirtschaftlichen Lage profitieren.
Junichi Takayama ist Investment Director bei Nikko AM