Sicher für die Ewigkeit

Ulrich Kirstein mit der Presseschau am Freitag
Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius

Was war diese Woche los? Fans von Kryptowährungen brauch(t)en gute Nerven, denn: „Die große Krypto-Erosion“ (Handelsblatt) erfolgte. Aktienanleger waren jedoch nicht minder nervös, denn aufgrund der bleibend hohen Inflation denkt auch die EZB über Zinserhöhungen nach: „Lagarde deutet baldige Zinswende an“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung). Insbesondere eine Anlageklasse wurde abgestraft, wie das Handelsblatt auflistet: „Tech-Aktien verlieren mehr als eine Billion Dollar an Wert“. Es gibt aber auch Positives: Die ZEW-Konjunkturerwartungen fielen besser aus als erwartet und eine Bank streicht bereits das Verwahrentgelt (fast vollständig): „Abschied von den Negativzinsen?“ (Handelsblatt). Der Abendzeitung war es die Headline auf der Titelseite wert: „Strafzinsen weg!" Doch mit Einschränkung: „Aber nicht bei der Stadtsparkasse!“

In Ewigkeit

Einmal mehr präsentierte sich uns Focus Money zweigeteilt auf dem Cover: Während links die Überschrift „Sicher durch die Krise“ Mut machte, fragte rechts ein besorgter Paul Achleitner, seines Zeichens Aufsichtsratschef bei der Deutschen Bank: „Ist unser Wohlstand in Gefahr?“ „40 Prozent Gewinn und mehr mit Infrastruktur, Agrar, Kunst, Gold“ verspricht uns das Magazin, jedoch, vielleicht können wir unseren Wohlstand doch noch retten, zumindest als Leser dieser Ausgabe. Börse Online greift gleich zu „30 Aktien für die Ewigkeit“. „So werden aus 50.000 Euro 1 Million“ heißt es weiter! Braucht es also eine Ewigkeit, bis diese Wertsteigerung zustande kommt? Wir waren nicht ganz sicher, aber Geduld sollten Anlegerinnen und Anleger an der Börse ja grundsätzlich mitbringen. „Wie groß ist die Gefahr?“ fragt Euro am Sonntag angesichts von „Krieg, Inflation, Zinsen“. So genau wollten wir die Antwort gar nicht wissen. Das Nebenwerte-Journal bildete auf dem Titel einen prall gefüllten Einkaufswagen ab, negativ wie wir konditioniert sind angesichts der ganzen Schlagzeilen fürchteten wir schon, es spielte damit auf die Inflation und den teuren Warenkorb an, aber es ging um das Immobilienunternehmen „Defama: Keep on shopping“, „Kein Ende der Wachstumsstory in Sicht“!

Stille

Wir entstammen noch der Generation Kassettenrecorder, insofern war für uns schon die Erfindung des Diskman – das waren so kleine, runde, tragbare Geräte, in die man diese dünnen runden Scheiben, CD genannt, klemmen konnte und mittels Ohrstöpsel beim Gehen Musik hören konnte – eine Zeitenwende. Zwar konnten wir auch unseren Kassettenrecorder in einer Lederhülle mit Schultergurt umhängen, besonders lässig baumelte das Riesending aber nicht um die Hüften. Doch dann kam im Jahr 2001 der iPod von Apple an den Start, rechteckig, handlich und chic. 1.000 Lieder in der Hosentasche. Brauchte keiner, wollten alle. Und jetzt, jetzt hat Apple den Produktionsstop des iPods verkündet, eine Zeitenwende, wie damals, als der Käfer nicht mehr vom Band lief. „Apple beendet eine Ära“ schreibt Die Welt dazu. Der Süddeutschen Zeitung war es „ein(en) Nachruf“ wert, kurz und knapp überschrieben mit: „Off“. Darin erinnerte Gerhard Matzig an die Sammlung Karl Lagerfelds, aus der sage und schreibe 310 bunte iPods zur Versteigerung gelangten. Der Modeschöpfer hatte jeden iPod mit einer eigenen Musikgattung belegt, wahrscheinlich erinnerte er sich an seine Musikkassettensammlung?

Sparbuch

Seit mehr als zehn Jahren gibt es keine Zinsen mehr, verflüchtigt sich das Geld auf dem Sparkonto langsam aber umso sicherer. Doch jetzt rudern die Notenbanken zurück, gibt es eine Renaissance des Sparens, „Kommt jetzt das Sparbuch zurück?“ fragt die Frankfurter Allgemeine Zeitung und gleich drei Redakteure gehen dem nach. Viele haben ihr Geld auf dem Girokonto liegen, weil sich ein Umschichten auf Tagesgeldkonten, Sparbriefen oder eben dem Sparbuch nicht rentierte, das könnte sich künftig ändern, so die Autoren. Auch wenn sie einräumen, dass die Realzinsen tiefrot bleiben werden. Aber mit ersten Lockangeboten von Banken ist zu rechnen. Ob es vielleicht für eifrig sparende Kinder wieder kleine Geschenke geben wird, wenn sie ihre Münzen auf die Bank tragen? Man wird es sehen.

Fake

Was täten die Wirtschaftsmedien ohne Elon Musk? Kein anderer Unternehmensleiter jongliert so zwischen Finance und Yellow Press wie der Chef von Tesla. Jüngst machte er Schlagzeilen, weil er einige seiner Milliarden in Twitter stecken wollte, um den Kurznachrichtendienst, den er so gerne selbst nutzt, zu kaufen. Jetzt heißt es, er habe das Ganze auf „Hold“ gesetzt, weil er erst wissen möchte, wie viele „Fake-Accounts“ es gäbe. „Twitter-Deal mit Elon Musk ausgesetzt“, berichtet die Börsen-Zeitung. Aus eigener Anschauung würden wir davon ausgehen, dass es viele solcher Fake-Accounts gibt, und viele, die sich so aufführen, als wären sie welche. Wie es jetzt weitergeht? Wir werden es erfahren, aber fragen Sie nicht nach dem Aktienkurs von Twitter.