Warum der Kryptomarkt weiter taumeln wird – und dennoch Grund für Optimismus besteht

Karim AbdelMawla, 21Shares
Karim AbdelMawla /Bild: 21Shares
Es war kein Leichter Monat für den Kryptomarkt – zumindest gemessen an den Zahlen: Der gesamte Markt verlor seit 2. April rund 16 Prozent an Marktkapitalisierung und erreichte am 18. April einen Tiefpunkt von 1,39 Billionen US-Dollar, kletterte danach aber wieder auf einen Wert von fast 1,82 Billionen. Auch Bitcoin und Ethereum büßten seit letztem Monat 16,6 Prozent und 18,9 Prozent an Wert ein. Tatsächlich blieb diese Entwicklung jedoch nicht auf den Kryptomarkt beschränkt: Für den S&P 500, einen der wichtigsten amerikanischen Aktienindizes, war der April der schlechteste Monat der letzten 52 Jahre: Er verlor im Vergleich zu Jahresbeginn 13,3 Prozent. In dieser Research Note erklären wir, was die Bitcoin-Community und der DeFi-Markt mit dieser Entwicklung zu tun haben und geben einen Ausblick in die Zukunft.

Die Marktkapitalisierung des gesamten Krypto-Marktes im April

Quelle: CoinMarketCap

Wie Miner und Anleger gerade agieren – das erklären zwei Kennzahlen

Großanleger nutzten den Moment, als der Bitcoin unter die 40.000 Dollar-Marke fiel, zwar zum Einstieg. Das führte jedoch nicht dazu, dass das Kryptoasset diese Marke wesentlich überstieg. Zugleich verkauften überraschend viele Bitcoin-Miner – mehr als jemals in den vergangenen zwei Jahren - ihre langfristig gehaltenen Positionen. Das ist auch am sogenannten Miners' Position Index (MPI) ersichtlich, der die gesamte Geldmenge der von Minern verkauften Positionen misst (siehe untenstehende Grafik). Darüber hinaus verkauften auch diverse Krypto-Fonds Positionen im Wert von rund 97 Millionen Dollar – eine Entwicklung, die als Reaktion auf die Entscheidung der Zentralbank Fed zurückzuführen ist, ihre Anleihen zum Schutz gegen die Inflation um 95 Milliarden Dollar im Monat zu reduzieren.

Miners’ Position Index (MPI)

Ein Ende der Preisschwankungen am Markt ist noch nicht absehbar, und könnte im Gegenteil noch für die nächsten Monate weitergehen, da die Fed ihre Zinsen im Mai um 50 Basispunkte anheben will. Darüber hinaus könnte auch ein weiterer Faktor für die Kursabfälle – in der Grafik an den roten „Kerzen“ ersichtlich – verantwortlich sein: Der Rückgang chinesischer Aktien, Rohstoffe und des Yuan. Die restriktive Covid-19-Politik der Volksrepublik wurde am 25. April noch verschärft, wodurch die industrielle Produktion zum Stillstand kam, Lieferketten unterbrochen wurden und sehr wahrscheinlich auch BTC-Bestände verkauft wurden.

Network Value to Transaction (NVT)-Indikator

Während der Miners' Position Index und die Kurse von Krypto-Assets aufschlussreiche Zahlen sind, gibt es eine weitere Kennzahl, auf die unser Research Team in diesen Wochen einen ganz genauen Blick wirft: Der sogenannte NVT (Network Value to Transaction)-Indikator. Dieser misst den zweijährigen Median des Wertes, der durch die Division des Gesamtwerts des Netzwerks durch sein tägliches Transaktionsvolumen entsteht, und multipliziert ihn dann mit dem aktuellen Transaktionsvolumen. Betrachtet man den Wert über 28 und 90 Tage, so kann man sagen, dass sich in beiden Fällen Anzeichen für eine Bodenbildung offenbaren. Diese Entwicklung ging historisch gesehen Phasen voraus, in denen Bitcoin eine Rallye einleitete, wie durch die blauen Kreise im Diagramm unten im Januar 2019, Mai 2020 und September 2021 angezeigt. Es wird noch einige Zeit dauern, bis sich der anhaltende Crossover der 28-Tage-Linie über die 90-Tage-Linie bestätigt, daher werden wir diese Entwicklung genau beobachten.

Ereignisse des Monats im dezentralen Finanzsystem DeFi

Stablecoins en vogue
Das Wiederaufleben der algorithmischen Stablecoins war für uns der bemerkenswerteste Vorgang des Monats. Die Betreiber hofften, genau aus dem Modell Kapital zu schlagen, das Luna mit seiner entsprechenden, an den Dollar gekoppelten UST-Währung eingeführt hat. Es ist zu erwarten, dass dies einen neuen Anreiz für die Kapitalrotation der Investoren schaffen wird. Denn alternative L1-Blockchains, deren Betreiber hoffen, neue Nutzer und Liquidität anzuziehen, werden ein ähnliches Prinzip anwenden, wie es bereits Anchor von Terra angeboten hat und was auch durch den Start des USN Mainnet von Near deutlich wird: Near ergänzt durch eine erwartete Spanne von 10-20 Prozent Jahresrendite (APY, Annual Percentage Yield) in Staking-Renditen durch sein Geldmarktprotokoll. Auch die Ankündigung des Unternehmens TRON, seine eigene Variante namens USDD zu starten, zeigt, wie alternative L1s das steigende Interesse an Stablecoins als Chance sehen, neue Nutzer und Nachfrage für ihr Netzwerk anzuziehen. TRON wird Investoren voraussichtlich eine Jahresrendite von 30 Prozent bieten und plant zudem, seinen Bestand an Krypto-Sicherheiten im Wert von zehn Milliarden US-Dollar nach dem Vorbild der Treasury-Reserve von Terra zu stärken.
 
400 Millionen Dollar Finanzierungsrunde bei Circle
Die positive Entwicklung der Stablecoins wurde nicht nur von der Aufregung rund um die Nachrichten über die neuen algorithmischen Währungen und ihre lukrativen Jahresrenditen in den Schatten gestellt. Auch das Unternehmen hinter USDC, Circle, hatte seinen Anteil an der Aufmerksamkeit. Zunächst wurde bekannt, dass Circle eine von Blackrock, Fidelity Management, Fin Capital und Marshall Wace angeführte Finanzierungsrunde in Höhe von 400 Millionen Dollar abgeschlossen hat. Es wird erwartet, dass die neue Finanzierungsrunde dem Emittenten helfen wird, seine Wachstumsbemühungen zu verstärken und seine Marktlücke mit dem führenden Stablecoin USDT zu verringern.
 
Ein weiterer Teil des Deals sieht vor, dass Blackrock der primäre Vermögensverwalter der USDC-Bargeldreserven wird. Zusätzlich wird geprüft, wie USDC als rationalisierte Ressource innerhalb des traditionellen Finanzwesens mit weiteren Anwendungen genutzt werden kann. Kurz nachdem das Unternehmen seine Expansionspläne in Großbritannien veröffentlicht hat, wurde bekannt, dass Circle zudem die Einführung eines Stablecoins in Pfund Sterling in Erwägung zieht, um sein aufkeimendes Ökosystem zu ergänzen.
 
Circle wird damit voraussichtlich weiterhin an der Marktdominanz der Kryptowährung Tether nagen, da Circle seine gesamten Barmittel erfolgreich in Bargeld und Bargeldäquivalente umgeschichtet hat – eine wichtige Voraussetzung, um bei der Aufsichtsbehörde gut dazustehen. Aufgrund dieser systematischen Umstellung, die der Emittent im letzten Jahr schrittweise vorgenommen hat, kommt Circle Veröffentlichungen zufolge dem Ziel näher, als vollwertige Bank mit voller Rücklage zu operieren, nachdem das Verfahren zur Erlangung einer Bundesbanklizenz gut vorangekommen ist. Schließlich wurde berichtet, dass die Muttergesellschaft von WorldPay, FIS, die für die Verarbeitung von mehr als zwei Billionen US-Dollar pro Jahr verantwortlich ist, Händlern nun die Abrechnungen in USDC ermöglicht. Twitter folgte dem Beispiel von Worldpay mit der Ankündigung, dass das Unternehmen den ihren Content-Autoren Zahlungen in USDC auf Polygon in Aussicht stellt.
 
DeFi Hackerangriffe offenbaren Sicherheitslücken  
Abgesehen vom Wachstum Entwicklungen der Stablecoins rücken auch die schieren Geldsummen, die durch DeFi-Hacks verloren gegangen sind, immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Zurecht, schließlich wurden bereits mehr als 1,2 Milliarden Dollar durch bei Smart-Contracts auftretende Bugs erbeutet. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Zahl nur das erste Quartal dieses Jahres umfasst, wie aus dem jüngsten Bericht der Bug-Bounty-Plattform ImmuneFi hervorgeht und einen Anstieg von fast 700 Prozent seit 2021 bedeutet. Beim jüngsten Vorfall handelte es sich um den sogenannten „Beanstalk“-Angriff, bei dem ein Hacker über 70 Millionen Dollar aus dem Stablecoin-Protokoll abzog, indem er eine Sicherheitslücke bei Flash Loans (DeFi Darlehen) ausnutzte und das Geld über die DeFi App Tornado Cash abhob. Tornado Cash ist ein dezentrales Protokoll, das zur Verschleierung der Transaktionsspuren verwendet wird, um die Privatsphäre zu schützen. Obwohl diese an sich hochgelobte App zur Wahrung der Privatsphäre bereits früher zum Waschen gestohlener Gelder genutzt wurde, unternimmt Tornado Cash nun mit der Integration des Oracle Chainalysis (Oracles sind externe  Datenlieferanten) konkrete Schritte, um die Tarnung geplünderter Gelder zu erschweren. Alle Adressen, die mit vom Office of Foreign Assets Control (OFAC) sanktionierten Einrichtungen in Verbindung stehen, werden demzufolge für die Interaktion mit Tornado Cash gesperrt. Dies ist eine zeitgemäße Entwicklung, wenn man bedenkt, dass die Hacker, die im vergangenen Monat in den Ronin-Bridge-Hack verwickelt waren, mit der bekannten nordkoreanischen Blackhat-Gruppe Lazarug in Verbindung standen.

Ausblick – Was wir erwarten

In den kommenden Tagen rechnen wir damit, dass der Kryptomarkt als Reaktion auf die nächste geplante Zinserhöhung der Fed und die Auswirkungen der Lieferkettenkrise einen weiteren, durchaus starken Dämpfer erleiden wird. Die Politik von Fed-Präsident Jerome Powell könnte einen weiteren turbulenten Monat für Kryptowährungen bedeuten. Obwohl Krypto-Händler dabei sind, die möglicherweise bevorstehende, nächste Zinserhöhung von 75 Basispunkten bereits einzupreisen, bleibt abzuwarten, ob der Markt eine Reihe von schnell aufeinanderfolgenden Zinserhöhungen innerhalb eines kurzen Zeitrahmens wirklich vollständig eingepreist hat, oder weitere Kursabfälle die Folge sein werden. Die vor der nächsten Sitzung veröffentlichten Daten dürften Aufschluss darüber geben, wie aggressiv die FED vorgehen wird.
 
In jedem Fall sind wir sicher, dass die größten Krypto-Assets – schon angesichts der bereits heute bestehenden Krypto-Akzeptanz sowohl auf staatlicher als auch auf Unternehmensebene – solche Zinserhöhungen ausharren können. Angesichts dieser fortschreitenden Adoption wird es auch spannend zu beobachten sein, wie Terras Anchor-Protokoll Betreiber anderer L1-Blockchains dazu anregen werden, vergleichbare Mechanismen zu Liquiditäts-Mining-Programmen zu übernehmen, die dazu dienen, Unmengen an Liquidität und neue Nutzer anzuziehen. Aber auch andere potentiellen Entwicklungen werden wir mit Spannung beobachten – darunter das am 5. Mai erwartete, nächste Produkt von TRON, sowie die fortschreitende Entwicklung des Stablecoin TRUST Act, eines Gesetzesentwurfs des US-Senators Patrick Toomey, der zu einer weiteren Etablierung von Stablecoins führen könnte.
Karim AbdelMawla ist Research Associate bei 21 Shares, wo er Einblicke in das globale Kryptoasset-Ökosystem bietet. Er studierte Internationale Beziehungen und Journalismus. Vor 21Shares arbeite Karim arbeitete als Forschungspraktikant am Cambridge Center for Alternative Finance. Dort arbeitete an der Veröffentlichung der 3. globalen Kryptoasset Benchmarking-Studie über die globale Digital Asset-Industrie mit. Karim studiert zudem derzeit im Master über Blockchain und digitale Währung an der Universität von Nikosia.
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