Prof. Dr. Bernd Meyer / Bild: Berenberg
Die großen Unsicherheiten bezüglich der Geldpolitik und der volkswirtschaftlichen Auswirkungen von Putins Krieg sorgen für eine erhöhte Aktienmarktvolatilität in beide Richtungen. Nachdem die Aktienmärkte im Zuge der verschärften Sanktionen noch bis Mitte März gefallen waren, konnten sie sich seitdem sogar deutlicher als von uns erwartet erholen. Treiber dieser Erholungsrallye waren neben der schon äußerst pessimistischen Anlegerstimmung vor allem die Eindeckungen von Short-Positionen und Hedges – zumal nach der ersten Leitzinsanhebung um 25bp durch die Fed während ihrer März-Sitzung auch etwas Unsicherheit aus dem Markt wich. Durch das bessere Preismomentum und die geringere Volatilität dürften nun vermehrt systematische Strategien ihre Aktienquote hochfahren. Nach der kräftigen Erholung sehen wir jedoch das Aufwärtspotenzial kurzfristig als begrenzt an, da viele Analysten ihre Gewinnschätzungen reduzieren dürften und die Aktienrückkaufprogramme im Zuge der anstehenden Berichtssaison zurückgefahren werden.
Kurzfristiger Ausblick: Weniger Indikatoren
Nachdem die großen Zentralbanksitzungen hinter uns liegen, wird es in den kommenden zwei Wochen etwas ruhiger. Am 4. April treffen sich die Wirtschafts- und Finanzminister der Eurozone. Kernthemen dürften hier die Energiekrise und die hohen Inflationsraten sein. Am 10. April beginnen die Präsidentschaftswahlen in Frankreich. Aktuell führt der amtierende Präsident Macron in den Umfragen.
Am Dienstag werden das Konsumentenvertrauen in Deutschland sowie in den USA veröffentlicht. Am Mittwoch kommen die Inflationsdaten (Mrz.) für Deutschland und am Donnerstag folgen die Zahlen für Frankreich und Italien. Dann werden auch die Einzelhandelsumsätze (Feb.) für Deutschland und der PMI für das verarbeitende Gewerbe (Mrz.) in China veröffentlicht. Am Freitag folgen die US-Arbeitsmarktdaten (Mrz.) und der ISM Manufacturing PMI (Mrz.). Am 4. April geben die Factory Orders weitere Einblicke in die Auftragslage der US-Industrie nach Ausbruch des Russland-Ukraine-Krieges.
- Sichere Staatsanleihen erlebten im Zuge hoher Inflation und immer restriktiver werdender Zentralbanken den stärksten Drawdown seit 50 Jahren. So verloren Gesamtrenditeindizes amerikanischer und deutscher Staatsanleihen bereits mehr als 10 Prozent von ihrem Allzeithoch.
- Seit Jahresanfang liegen US-Treasuries nun sogar hinter US-Aktien.
- Multi-Asset-Portfolios, die nicht auf Rohstoffe und Alternative Investments setzen, sind damit im aktuellen Umfeld schlecht diversifiziert und verbuchen deutlichere Verluste.
Ausgewählte Assetklassen
- Rohöl und Industriemetalle, die Gewinner seit Jahresbeginn, konnten über die letzten vier Wochen an der starken Performance anknüpfen. Die anhaltenden, durch den Russland-Ukraine-Krieg bestärkten Angebotssorgen unterstützten die Rohstoffe.
- Von der Unsicherheit infolge der Invasion profitierten zudem sichere Häfen. So suchten Anleger Zuflucht in Gold und sogar zinssensitive REITs konnten zulegen.
- Es geht weiter turbulent zu an den Aktienmärkten – über die letzten vier Wochen allerdings in die positive Richtung. Der technologielastige S&P-500 und amerikanische Small-Caps konnten merklich hinzugewinnen und auch japanische und britische Aktien gewannen an Wert.
- Osteuropa bleibt durch den Krieg belastet und damit die schlechteste Aktienregion über die letzten vier Wochen und seit Jahresanfang.
- Die Anleihemärkte bleiben global weiter unter Druck. Die Anlageklasse war global durch die restriktive Zinspolitik der Zentralbanken belastet. Lediglich chinesische Staatsanleihen konnten über die letzten vier Wochen eine leicht positive Performance verzeichnen.
- Lokale Schwellenländer-Anleihen bildeten über die letzten vier Wochen das Schlusslicht.
Prof. Dr. Bernd Meyer ist Chefstratege Wealth and Asset Management bei
Berenberg.
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Datum: 28. März 2022.