Russland ist auf dem Weg zur kompletten Zahlungsunfähigkeit

Investment-Team von Plenisfer, Generali Invesmtents
Grafik: Plensifer
Es ist zwar schwer vorherzusagen, was kurzfristig passieren wird, aber eines ist sicher: Der Einmarsch Russlands in die Ukraine wird langfristige Folgen haben. Das Investment-Team von Plenisfer Investments, einer Management-Einheit von Generali Investments, ist überzeugt: Die Entwicklung des Krieges zwischen Russland und der Ukraine wird sich in den kommenden Monaten auf Putins Präsidentschaft und Russlands geopolitische Position weltweit auswirken. Im folgenden Kommentar geht das Team auf die wirtschaftlichen Folgen für Russland und die Welt ein und erklärt, welche Anlageklassen jetzt vermögenssichernd sind.

Es hängt von der Länge des Krieges ab

Sollte es zu einer raschen Beilegung des Krieges kommen - was wir für unwahrscheinlich halten -, wird sich die Aufmerksamkeit der Anleger wieder auf frühere Inflationssorgen und künftige Zentralbankentscheidungen richten. Im umgekehrten Fall wird ein langfristiges Stagflationsszenario immer wahrscheinlicher, das durch den Anstieg der Energiepreise und deren Auswirkungen auf die Einkommen in den westlichen Ländern, insbesondere in Europa, verursacht wird.

Notenbanken behalten ihren Kurs bei

Wir gehen davon aus, dass die US-Notenbank ihren restriktiven geldpolitischen Plan fortsetzen wird, den Powell Anfang März bekräftigt hat, da die USA wirtschaftlich weniger vom Ukraine-Krieg betroffen sind, obwohl sie immer noch unter dem aktuellen Energieschock leiden. Die Europäische Zentralbank (EZB) hingegen wird in den kommenden Monaten wahrscheinlich eine abwartende Haltung einnehmen.

Aktueller „fly to quality – Ansatz“ wertet Gold und US-Dollar auf

Vor dem Hintergrund der derzeitigen Spannungen an den Märkten und in der Wirtschaft haben wir einen "fly to quality"-Ansatz beobachtet, bei dem sichere Anlagen wie Gold und der US-Dollar aufgewertet wurden. Letzterer behält in einem ungünstigen geopolitischen und wirtschaftlichen Szenario seine Eigenschaften als sicherer Hafen bei. Was den US-Dollar anbelangt, so ist zu bedenken, dass amerikanische institutionelle Anleger in Krisensituationen dazu neigen, sich auf inländische Anlagen zu fokussieren. In der Tat haben wir den Verkauf von europäischen Vermögenswerten beobachtet; ein Phänomen, das den Euro weiter geschwächt hat. Was die USA betrifft, so sind einige Inflationstendenzen - wie der bereits eingetretene Anstieg der Löhne und Gehälter - auch angesichts der derzeitigen Neubewertung der Wachstumserwartungen und der Unternehmensgewinne weiterhin sorgfältig zu beobachten.

Russischer Anleihemarkt – Auf dem Weg zum Komplettausfall

Unseres Erachtens verdient der russische Anleihemarkt besondere Aufmerksamkeit: Während dieser Markt traditionell attraktive Anlagemöglichkeiten bot, sind die Bewertungen, nach dem Ausschluss russischer Anleihen aus den Benchmark-Indizes, inzwischen mit denen von Not leidenden Vermögenswerten vergleichbar.
 
Tatsächlich ist ein Bereich des Anleihemarktes, der normalerweise sehr beliebt ist, über Nacht verschwunden. Die Frage, die sich einige Anleger heute stellen, ist jedoch nicht, ob die Kupons dieser Anleihen zurückgezahlt werden können, sondern ob die Bereitschaft - vor allem seitens der russischen Administration - besteht, sie zurückzuzahlen und in welcher Währung: Dollar oder Rubel? Dies gilt für Unternehmensanleihen, aber auch für russische Staatsanleihen: Die nächste Kuponzahlung in Dollar ist für den 16. März vorgesehen, ein Datum, das genau beobachtet werden sollte.
 
Die Ungewissheit ist Teil eines bereits alarmierenden wirtschaftlichen Bildes in Russland: Die bisher von Europa und den USA verhängten Sanktionen haben die russische Zentralbank und die inländischen Wachstumserwartungen stark beeinträchtigt. Sollten sich die Schätzungen eines Rückgangs des russischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 15 bis 20 Prozent bestätigen, würde das Land in die Situation von 1998 zurückfallen, die zu seinem Zahlungsausfall führte.

Schlüsselelement Energie

Mit Blick auf die interessantesten Investitionsbereiche sind wir bei Plenisfer der Meinung, dass die Energie ein Schlüsselelement des Marktszenarios bleiben wird, sowohl im Hinblick auf die traditionellen als auch auf die Energiequellen der "neuen Generation". Wir sehen uns derzeit mit einem faktischen Energieschock konfrontiert, der aufgrund des Ungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage, das durch die reduzierten Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) in den letzten Jahren verursacht wurde, in einen bereits anfälligen Markt eingetreten ist. Dieses Ungleichgewicht in Verbindung mit der zyklischen Phase unterstützt den Anstieg der Energierohstoffpreise. In den aktuellen Preisen sind mögliche negative Auswirkungen der Spannungen und Sanktionen zwischen Russland und dem Westen nicht berücksichtigt, so dass sich Gas und Öl mittelfristig auf einem höheren Gleichgewichtsniveau befinden, als sich viele Marktteilnehmer vorgestellt hatten. Von nun an müssen die Auswirkungen der Sanktionen sorgfältig geprüft werden, was zu einer globalen Neubewertung der Möglichkeiten für neue FuE-Investitionsrunden und der Frage führt, ob und in welchem Umfang die Energiewende verschoben werden soll.
 
In Europa scheint der Schwerpunkt bisher auf Plänen zur CO2-Neutralität zu liegen, die darauf abzielen, die CO2-Emissionen auf null zu bringen und gleichzeitig die notwendige Energieunabhängigkeit zu erreichen. Wir bei Plenisfer sind der Meinung, dass die entsprechenden Sektoren – von neuen Erzeugungssystemen bis hin zu Speicherung und Energieverteilung – von enormen Investitionen erfahren werden und daher ausgewählte Stockpicking-Möglichkeiten bieten können.

Defensives Portfolio sollte Prioriät haben

Im Allgemeinen sind wir der Meinung, dass in einem derart komplexen und sich ständig weiterentwickelnden Szenario eine defensive Portfoliostruktur weiterhin Priorität hat. Dazu gehört auch der Einsatz von derivativen Instrumenten zur Absicherung des Portfolios, die von einer erhöhten Volatilität an den Aktienmärkten profitieren können, oder die Positionierung in Credit-Default-Swaps zum Schutz vor steigenden Spreads und Ausfallrisiken.
Plenisfer-Investment ist eine Management-Einheit von Generali Investments

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