Europa profitiert von niedrigen Zinsen stärker als die USA

Morgane Delledonne und Jon Maier, Global X
Morgane Delledonne und Jon Maier / Bild: Global X
Die Risikofreudigkeit der Anleger scheint weltweit durch eine Kombination von Ereignissen getrübt zu sein. Aktienkurse fallen derzeit und sichere Anlagen wie Gold steigen. Aktuell liegt daher der US-amerikanische VIX-Index über 30.
Der Inflationsdruck in den USA wirkt sich auf die Realeinkommen und damit auf die Nachfrage aus. Die Einzelhandelsumsätze gingen im Dezember um 2,5 Prozent zurück. Daher sehen wir das Risiko, dass die Zinserhöhungen der Fed die Nachfrage nochmals dämpfen und die US-Wirtschaft in eine Rezession stürzen könnten.

Wir müssen auch die globalen Auswirkungen von Omikron berücksichtigen. Die Unternehmen geben an, dass sich die Arbeits- und Versorgungskettenprobleme durch Krankheitsausfälle verschärfen. In bestimmten Umfeldern könnte dies zu zunehmenden Lieferengpässen und inflationärem Druck führen. Ebenso könnte Omikron aber die Situation drehen und einen Nachfragerückgang auslösen, der die Probleme in der Lieferkette etwas ausgleichen und somit die Inflation früher als erwartet dämpfen könnte, was wir positiv bewerten.

Blick nach China

Wenn wir die globalen Märkte betrachten, dann blicken wir natürlich auch nach China. Die deutliche wirtschaftliche Verlangsamung in China könnte dazu beitragen, das weltweite Angebot zu verringern. Doch wie bereits erwähnt, könnte dies durch den potenziellen Mangel an Nachfrage etwas ausgeglichen werden und zur Verringerung der Inflation beitragen.
 
Schließlich spielen die derzeitigen Spannungen zwischen Russland und anderen Ländern im Zusammenhang mit der Ukraine eine große Rolle, da dies die Energiekrise in Europa verlängert und ein wirtschaftliches Risiko darstellt. Die Auswirkungen auf den Energiemarkt sowie der bisher nicht absehbare Ausgang des Konflikts beunruhigen die Märkte.

Europa: Kurzfristig gedämpfte Stimmung

Europäische Aktien haben sich bisher in diesem Jahr dank attraktiverer Bewertungen, insbesondere in Frankreich und Italien, besser gehalten als US-Aktien. Der Einkaufsmanagerindex der Eurozone ist jedoch im Januar den zweiten Monat in Folge gesunken und liegt nun fast 8 Punkte unter seinem Höchststand vom Juli letzten Jahres. Die europäischen Volkswirtschaften profitieren immer noch von niedrigeren Zinsen, anders als ihre amerikanischen Pendants. Dies schlägt sich in niedrigeren Bewertungen nieder, obwohl die anhaltend hohen Energiekosten und die neue geopolitische Unsicherheit in Europa die Stimmung kurzfristig dämpfen könnten.

Anleger sind wählerischer

Vor dem aktuellen makroökonomischen Hintergrund sind unserer Meinung nach Wachstumsunternehmen mit schwächeren Bilanzen, die von den Launen der Kapitalmärkte abhängig sind, am anfälligsten. Die Marktteilnehmer sind wählerischer und konzentrieren sich auf Bewertungen, Fundamentaldaten und Qualität. Die Gewinnspannen werden voraussichtlich weiterhin im Mittelpunkt stehen, da wir zeitnah noch weitere Gewinnmeldungen erwarten. Wir sind davon überzeugt, dass der Markt den Fundamentaldaten mehr Aufmerksamkeit schenken wird. Im Jahr 2022 wird man definitiv selektiver vorgehen, was schon derzeit eindeutig der Fall ist.
Morgane Delledonne ist Director of Research und Jon Maier, Investmentchef beim ETF-Anbieter Global X aus New York. Der 2008 gegründete Finanzdienstleister bietet Anlegern eine  Produktpalette von mehr als 80 ETF-Strategien und ein verwaltetes Vermögen von über 40 Milliarden US-Dollar. Global X gehört zur Mirae Asset Financial Group, einem weltweit führenden Anbieter von Finanzdienstleistungen mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 620 Milliarden US-Dollar.

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