Prof. Dr. Bernd Meyer / Bild: Berenberg
Aktien entwickelten sich jüngst volatil seitwärts. Jedoch gaben unter der Oberfläche zwei Segmente deutlich nach. Zyklische Aktien wurden durch Konjunktursorgen aufgrund der Omikron-Variante belastet, während unprofitable Tech-Unternehmen wegen Zinserhöhungsängsten unter Druck gerieten. Im Zuge dessen hat sich die US-Zinskurve auch merklich verflacht. Die kurzfristigen Zinsen stiegen, da der Markt nun mehr Fed-Zinserhöhungen preist, und die langfristigen Zinsen fielen aufgrund des Risk-Off-Umfelds. Verstärkt wurde die Verflachung noch durch Hedge-Fonds, die stark auf eine steilere Kurve gewettet hatten und diese Position nun reduzieren mussten. Die jüngste Episode könnte ein Vorgeschmack auf 2022 sein. Der Investment-Konsensus ist uneins. Auf der einen Seite sind die Optimisten, die an zweistellige Aktienrenditen ohne große Störfeuer glauben. Auf der anderen Seite sind die Pessimisten, die wegen der restriktiveren Fed-Politik eine stärkere Korrektur erwarten. Die Wahrheit liegt unserer Meinung nach in der Mitte.
Kurzfristiger Ausblick: Zentralbanken im Fokus
Diese Wochen dürften die Zentralbanken im Fokus stehen. Am 15.12. hält die Fed, am 16.12. die EZB sowie die Bank of England und am 17.12. die Bank of Japan ihre monatliche Sitzung ab. Eine Zinsanhebung durch eine der Zentralbanken ist unwahrscheinlich – lediglich bei der BoE besteht eine gewisse Chance. Der Ton der Zentralbanken dürfte jedoch bei weiterhin hoher Inflation restriktiver werden. Am 16. Dezember findet zudem ein EU-Gipfel statt. Auf der Agenda stehen COVID19, Krisenmanagement, Energiepreise, Sicherheit und Migration. Diesen Dienstag werden EUR-Industrieproduktionsdaten (Okt.) und US-Erzeugerpreise (Nov.) veröffentlicht. Chinesische Industrieproduktionsdaten (Nov.), britische Verbraucherpreise (Nov.) und US-Einzelhandelsumsätze (Nov.) werden am Mittwoch bekannt gegeben. Vorläufige Einkaufsmanagerindizes für Europa und die USA (Dez.) und US-Industrieproduktionsdaten (Nov.) folgen am Donnerstag. Der Ifo-Index wird am Freitag veröffentlicht.
- Bis Oktober hatte der Markt nur eine Fed-Zinserhöhung für 2022 eingepreist.
- Positive Konjunkturüberraschungen und die hohe Inflation in den USA, höhere Inflationserwartungen und das Eingeständnis der Fed, dass die Inflation wohl doch nicht so temporär sei, haben zu einem Umdenken geführt.
- Mittlerweile geht der Markt von knapp drei Zinsschritten nächstes Jahr aus. Entsprechend sind die kurzlaufenden US-Anleiherenditen jüngst deutlich gestiegen.Der US-Dollar hat aufgewertet.
Ausgewählte Märkte und Asset-Klassen
- Die Unsicherheit rund um die Omikron-Variante hat zu einem deutlichen Rückgang der langlaufende Renditen für Staatsanleihen geführt. Infolgedessen konnten neben Staatsanleihen auch REITs zulegen.
- Risikoanlagen entwickelten sich hingegen in den letzten vier Wochen unterdurchschnittlich,
insbesondere Öl. Allerdings ist Brentöl immer noch mehr als 70 Prozent im Plus seit Jahresanfang.
- Vor allem zyklische Aktiensegmente wie Osteuropa oder Small Caps in den USA und Europa gehörten jüngst zu den Underperformern, da Anleger die negativen Folgen der wieder restriktiveren Maßnahmen aufgrund der Omikron-Variante für die Weltwirtschaft einpreisen.
- US-Large-Caps konnten sich hingegen auch über die letzten vier Wochen positiv entwickeln
- Ein seltenes Bild dieses Jahr – viele Anleihesegmente deutlich im Plus! Vor allem sichere Staatsanleihen konnten im Zuge des Risk-Off-Umfelds zulegen. USD-Anleihen profitierten darüber hinaus noch von der USD-Aufwertung.
- Der Konsensus ist sich uneins bezüglich des Kapitalmarktausblicks für 2022. Einige Broker erwarten Aktienrenditen von 6-10 Prozent, andere sehen aber auch fallende Aktienkurse im Rahmen der restriktiveren Fed-Geldpolitik. Multi-Asset-Produkte scheinen von dieser Unsicherheit zu profitieren und sammelten zuletzt viele Gelder u.a. bei ETF-Investoren
ein.
Prof. Dr. Bernd Meyer ist Chefstratege Wealth and Asset Management bei
Berenberg.
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Datum: 13. Dezember 2021.