Shades of Grey auch an der Börse

Matthias Hach, wallstreet:online Gruppe
Matthias Hach / Bild: wallstreet:online Gruppe
Wer vor über 30 Jahren in den DAX investiert hat, konnte sich bis heute über eine jährliche Rendite von circa 7,5 Prozent freuen. Oder beispielhafter ausgedrückt: Hätte man Anfang der 90er Jahre 10.000 Euro in einen DAX-Fonds investiert, würde man heute über deutlich mehr als 80.000 Euro verfügen. Man muss also kein Mathematik-Professor sein, um schnell zu realisieren, dass Geldanlagen an der Börse langfristig betrachtet mehr Rendite bringen als die herkömmlichen Sparmethoden wie Tagesgeldkonten oder Sparbücher. Erst recht nicht, wenn es faktisch keine Zinsen mehr gibt und die Inflation das Ersparte auffrisst.

Dank smarter Online-Broker mit niedrigen Gebühren und geringen Einstiegshürden ist das Sparen mit Aktien und ETF-Sparplänen heutzutage einfacher denn je. Neben dem langfristigen Spartrend, gibt es aber auch immer wieder Anleger, die dem „Zocken“ zugeneigt sind. Hin und wieder lassen sich hier die ein oder anderen schnellen Kursgewinne erzielen – diese gehen jedoch nicht selten mit erheblichen Risiken eines Totalverlusts einher.

Die Mär von den schnellen Millionen

Die Schlagzeilen von den 20-jährigen „GameStop-Millionären“ zu Beginn des Jahres dürften bei vielen Marktbeobachtern noch fest im Gedächtnis verankert sein und haben die Zocker-Debatte erneut angefacht. Auffällig ist, dass gerade dort, wo es an fundierter Finanzbildung mangelt, das Bild der Börse oftmals schwarz-weiß gemalt wird: Entweder als hochriskantes Spielcasino, bei dem „immer die Bank gewinnt“. Oder als „Kinderspiel“, bei dem man mit nur einem richtigen „Zug“ innerhalb kürzester Zeit reich werden kann. Wer den Kapitalmarkt kennt, weiß aber, dass weder das eine, noch das andere so stimmt und die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt.

Die Erfahrungen der Vergangenheit haben oft genug gezeigt, dass sich Langfristigkeit und Durchhaltevermögen hingegen auszahlen. Dass sich diese Erkenntnis bei Anlegern durchgesetzt hat, bestätigt auch eine aktuelle Erhebung der wallstreet:online AG, der mit Abstand größte verlagsunabhängige Finanzportalbetreiber im deutschsprachigen Raum. Demnach sind 25,06 Prozent der befragten Teilnehmer in Investments mit einer Haltedauer von ein bis drei Jahren investiert. 19,96 Prozent sind drei bis fünf Jahre investiert. 19,25 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, mehr als fünf Jahre ihre Investments zu halten. Daytrading wird lediglich von 7,39 Prozent der Umfrageteilnehmer ausgeübt.

Langfristigkeit statt kurzlebiger Trends

Besonnenheit und eine ruhige Hand sollten also unabhängig von aktuellen Trends, wie dem Meme-Aktienhype Anfang 2021, immer als Basis beim Sparen in Aktien dienen. Der Illusion, schnell mal ein paar Millionen zu machen, sollte man sich dabei gar nicht erst hingeben. Auf der anderen Seite ist es ja auch nicht schlimm, wenn man eine kurzfristige Opportunität am Markt wahrnimmt – Anleger sollten definitiv die Risiken kennen und auch dabei überlegt handeln. Bezogen auf die öffentliche Wahrnehmung der Börse sollte inzwischen jeder begriffen haben, dass klassisches Schwarz-Weiß-Denken hier nicht zutrifft – zum Glück. Gänzlich anders als bei der Wetterprognose ist „grau“ mit all seinen Facetten in dem Fall die gewünschte Farbe.
Matthias Hach ist Vorstandsvorsitzender bei der Berliner wallstreet:online-Gruppe, zu dem auch der Online-Broker „Smartbroker“ gehört. Das Unternehmen betreibt mehrere reichweitenstarke Börsenportale. Vor seinem Engagement bei wallstreet:online arbeitete Hach u. a. zuletzt als Bereichsvorstand Marketing, Digital Banking & Brokerage bei der Commerzbank AG und war vorher jahrelang Vorstandsmitglied und CMO der comdirect Bank AG.

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