Warum es in Japan kaum Inflation gibt

John Vail, Nikko Asset Management
John Vail / Bild: Nikko Asset Management
Ob vorübergehend oder nicht – derzeit ist die Inflation so hoch wie lange nicht. Gründe dafür gibt es reichlich. Warum steigen die Preise in Japan nicht und was bedeutet das für den Aktienmarkt?
Im Allgemeinen sind die japanischen Verbraucher über Preiserhöhungen sehr verärgert und reduzieren aus Protest den Verbrauch solcher Produkte, zumindest eine Zeit lang. Vor vielen Jahren etwa, als die Taxipreise erhöht wurden, war es wochenlang kein Problem, ein Taxi zu bekommen. Daher zögern die Unternehmen, die Preise zu erhöhen. Selbst wenn sie die Preise stark anheben könnten, würden sie davon absehen, da die Ausbeutung der Kunden als unethisch gilt. Das alles dämpft die Inflation.

Derzeit erhöhen viele Unternehmen die Preise...

Derzeit erhöhen allerdings viele Unternehmen ihre Preise, vor allem in der Lebensmittelbranche. Die Reaktion der Verbraucher bleibt abzuwarten. Zudem steigen die japanischen Gehälter kaum, so dass die Verbraucher mit ihren Ausgaben sehr vorsichtig sind. Parallel dazu ist ein großer Teil der Bevölkerung im Ruhestand und lebt mit einem relativ festen Einkommen oder von Ersparnissen.  
Wie in Europa (und in einigen US-Bundesstaaten) sind die Benzinsteuern sehr hoch, so dass sich der Anstieg der Rohstoffpreise nicht so stark auf die Verbraucherpreise auswirkt.

...doch andere senken sie dafür

Japans Regierung hat die Anbieter von Mobiltelefonen dazu gedrängt, ihre Preise zu senken, zumindest im unteren Preissegment, um der jungen Generation und einkommensschwachen Nutzern einen fairen Preis zu bieten. Die Regierung hat auch die Bildung praktisch kostenlos gemacht, während sie früher einen kleinen Betrag dafür verlangte, und plant außerdem, Anfang nächsten Jahres wieder Inlandsreisen zu subventionieren, was die Hotelpreise im Verbraucherpreisindex niedrig halten wird.

Wohnungsmieten stagnieren

Die Wohnungsmieten stagnieren seit Jahren, selbst in Tokio, wo die Bevölkerung weiter wächst. Die Hauspreise sind seit Jahrzehnten relativ niedrig, und ältere Häuser verlieren in der Regel stark an Wert, da sie nicht den Erdbebenstandards entsprechen und Japaner neue Häuser sehr schätzen. Daher steigen die Mieten für bestehende ältere Wohnungen nicht sehr stark, wenn überhaupt. Dies könnte sich in Zukunft etwas ändern, da die Preise für Eigentumswohnungen/Häuser in Tokio steigen, wo ein großer Teil der Bevölkerung lebt. In Tokio werden immer wieder neue Wohnungen gebaut, was die Wohnfläche pro Grundstück vergrößert, so dass die Gesamtwohnfläche in Tokio weiter zunimmt.
 
Ein wenig Inflation ist gut für Japan, solange die Gehälter der Verbraucher darüber hinaus steigen, vor allem wenn der Wert ihres größten Vermögenswertes, ihres Hauses, ebenfalls steigt.

Japanische Aktien profitieren

Japanische Aktien profitieren ebenfalls von den niedrigen Zinssätzen, da sie eine bessere Dividendenrendite und die Möglichkeit bieten, ihr Kapitalwachstumsprofil der letzten zehn Jahre fortzusetzen. Ein moderater Anstieg der Zinssätze würde diesen Effekt etwas abschwächen. Andererseits würden steigende Zinsen der Rentabilität von Banken und auch den Gewinnen der meisten Unternehmen zugutekommen, da vor allem die größeren japanischen Unternehmen dazu neigen, einen großen Anteil an Barmitteln in ihren Bilanzen zu halten.

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

UC Nikkei 225 N.A. N.A.
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