Deutsche Unternehmen bleiben positiv, Preise steigen weiter

Dr. Johannes Mayr, Eyb & Wallwitz
Dr. Johannes Mayr, Eyb & Wallwitz
Die Stimmung der deutschen Unternehmen hat sich im November überraschend leicht verbessert. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrieunternehmen sank zwar leicht. Der Index für die Dienstleistungsunternehmen legte aber zu. In der Industrie belasten weiterhin Angebotsengpässe und die hohen Energiepreise die Stimmung. Die Dienstleister zeigen sich dagegen noch unbeeindruckt von den kommenden COVID-Einschränkungen. Die Produktionskosten sind im November weiter gestiegen. An der Börse bleibt der Blick deshalb auf die Preisrisiken gerichtet. Hier droht weiteres Ungemach. Denn die Inflationsrate könnte im November die 6-Prozent-Marke erreichen. Am Aktienmarkt setzen Investoren dennoch weiterhin auf den Rückhalt der EZB.
Die Einkaufsmanagerindizes (PMI) zu den Geschäftserwartungen der deutschen Unternehmen sind im November in der Industrie und dem Dienstleistungssektor besser als erwartet ausgefallen. Der Index für die Industrie fiel um 0,2 auf 57,6 Punkte (Konsens: 56,9), der Index für die Dienstleister legte sogar um 1,0 auf 53,4 Punkte zu (Konsens: 51,5). Auch in Frankreich und dem Euro-Raum fielen die Ergebnisse besser als erwartet aus. Die Industrie kämpft weiterhin mit Materialknappheiten und hohen Rohstoffpreisen. Die Produktionskosten sind im November so stark gestiegen wie noch nie, und die Unternehmen haben ihre Verkaufspreise stark angehoben. Bei den Dienstleistern haben die Sorgen vor Maßnahmen der Politik zur Eindämmung der vierten COVID-Welle die Stimmung der Unternehmen kaum belastet.

Neue COVID-Restriktionen

In den kommenden Monaten dürfte sich dieses sektorale Bild allerdings etwas drehen. Denn gerade in Deutschland zeichnen sich erneute COVID-Restriktionen ab, die den Dienstleistungssektor deutlich bremsen werden. Gleichzeitig haben die Industrieunternehmen in den Umfragen des ifo Instituts im Oktober von ersten Entspannungen bei den Lieferengpässen berichtet. Die November-Ergebnisse des ifo Geschäftsklimas weisen auf eine verschlechterte Stimmung hin (96,5 Punkte nach 97,7 Punkten im Oktober). Trotz der positiven Entwicklung der PMI-Indizes wird die Wirtschaft in Deutschland im vierten Quartal wohl kaum mehr als stagnieren. Zumindest aber dämpfen die Daten die akuten Sorgen vor einem ausgeprägten BIP-Rückgang.

Der Fokus bleibt auf der Inflation

An den Finanzmärkten bleibt die Konjunkturdynamik dennoch ein Randthema. Der Fokus bleibt auf die Inflation und die Reaktionen der Notenbanken gerichtet. Auf der Preisseite droht kurzfristig weiteres Ungemach. Denn die Inflationsrate in Deutschland könnte im November 6 Prozent erreichen. Vor allem am Aktienmarkt setzen Investoren aber weiter auf den temporären Charakter der Teuerung und eine verhaltene Reaktion der Notenbanken. Die größten Risiken für die Marktentwicklung sind in den kommenden Monaten also weniger in den Geschäftsbüchern der Unternehmen zu suchen als in der möglichen Reaktion der Geldpolitiker in der Frankfurter EZB-Zentrale.
Dr. Johannes Mayr ist Chefvolkswirt der Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH, einer der größten in Deutschland für die Finanzportfolioverwaltung zugelassenen unabhängigen Verwaltern mit Sitz in München und Frankfurt.