Automobilitäts-Index von LeanVal und Berylls zeigt starke Performance

Malte Broxtermann, Artur Kampik und Prof. Peter Schömig
Nicht nur Tesla, im Bild aber schon / Bild: Tesla
Im ersten Re-Balancing wurden aufgrund stark steigender Kurse bei US-Aktien die Gewichtung von Nordamerika zu Gunsten von Europa und China reduziert. Automobilhersteller (OEMs) bilden weiterhin den wichtigsten Sektor im Index.
  • Der „Berylls LeanVal Automobility Leaders“-Index (Bloomberg-Ticker: AUTO100) ist nun drei Monate am Markt gelistet und hat seitdem eine Rendite von 7,9 Prozent erzielt
  • Mit dem jüngsten Re-Balancing wurden elf Aktien ausgetauscht, rund zehn Prozent der Gewichtung. Aus dem Index fallen unter anderem Harley Davidson und Schaeffler, dafür kommen Brembo und Infineon Technologies
  • Der Co-Initiator LeanVal erstellt laufend detaillierte Analysen ausgewählter Aktientitel
Wenig prägt das moderne Leben so sehr wie die individuelle Mobilität. Für viele ist das Auto Ausdruck von Freiheit und Individualität, doch nicht zuletzt ist es auch ein entscheidender Wirtschaftsfaktor mit zahlreichen Industriezweigen. Um dies transparent abzubilden, haben das Analysehaus LeanVal Research und die Berylls Unternehmensgruppe den „Solactive Berylls LeanVal Automobility Leaders 100”-Index entwickelt. Er zeigt die Entwicklung der 100 weltweit bedeutendsten Unternehmen der Automobilitätsbranche: Neben klassischen Autoherstellern und Zulieferern berücksichtigt er dabei auch Autohändler, Mobilitätsdienstleister und Infrastrukturanbieter, um die Entwicklungen der gesamten Branche und vor allem den aktuellen Strukturwandel im Bereich Automobilität einzufangen.

Neuausrichtung der Branche

Diese strukturelle Neuausrichtung der Branche wird vom Markt sehr positiv aufgenommen. Angetrieben vor allem durch die Elektromobilität erreichen die seit Juli 2021 im AUTO 100 zusammengefassten Titel seit dem 31.12.2018 in Euro eine Gesamtperformance von 99,0 Prozent (in US-Dollar: 100,5 Prozent), während der globale Aktienmarkt (Morningstar Global Index) eine Steigerung um 68,5 Prozent (US-Dollar: 70,5 Prozent) erlebte. Betrachtet man die im AUTO100 enthaltenen Aktien seit Jahresbeginn, stiegen sie gesamtheitlich um 28,8 Prozent (US-Dollar: 21,9 Prozent), im Vergleich zum globalen Aktienmarkt mit 23,1 Prozent (US-Dollar: 16,4 Prozent). Der AUTO100 spiegelt damit die Entwicklung der Industrie in ihrer Breite wider: Neben stetiger Innovation gehören dazu aktuell auch der Chip-Mangel und steigende Rohstoffpreise. Seit der Markteinführung im Juli 2021 hat der Index eine Rendite von 7,9 Prozent in Euro (US-Dollar: 5,1 Prozent) erzielt.

Mehr als „nur“ Tesla: präzise Aussagen zu hochkarätigen Einzeltiteln

Der AUTO100 Index umfasst ausschließlich Unternehmen, die mindestens 50 Prozent ihres Umsatzes im Feld der individuellen Mobilität erzielen. Die Anzahl der Unternehmen im Index ist auf 100 begrenzt. Einzelne Aktien können mit maximal 2,5 Prozent gewichtet werden. Das Re-Balancing erfolgt vierteljährlich, jeweils zum Ende der Monate Januar, April, Juli und Oktober. Der Index bietet dabei weltweite Abdeckung: Europa, Nordamerika und China haben jeweils in etwa den gleichen Anteil. Bedingt durch den starken Kursanstieg einiger US-Aktien, wie etwa Tesla, wurde beim aktuellen Re-Balancing die Gewichtung der Region NAFTA zu Gunsten von Europa und China reduziert. Andere Indizes werden maßgeblich von der Marktkapitalisierung bestimmt und allein durch die Kurssprünge von Tesla angetrieben. Wir aber sind überzeugt, dass wir mit unserem fundamentalen Ansatz zur Bewertung der Qualität einer Aktie und ihrem Vergleich zum Gesamtmarkt viel präzisere Aussagen treffen und hochkarätige Einzeltitel auswählen können.

Jetzt neu im Index: Brembo und Infineon Technologies

Im aktuellen Re-Balancing wurden elf Aktien ausgetauscht, dies entspricht etwa zehn Prozent der Indexgewichtung. Aus dem Index fielen beispielsweise Harley Davidson und Schaeffler, unter den Neuaufnahmen sind unter anderem Brembo und Infineon Technologies. Brembo ist einer der führenden Hersteller von Bremssystemen und deren Komponenten und berichtete vor Kurzem seine aktuellen Neun-Monatszahlen: Im Vergleich zum Vorjahr konnte das operative Ergebnis auf 224 Millionen Euro verdoppelt werden. Das Geschäftsmodell ist im Hinblick auf Umsatz, EBIT und Cashflow sehr stabil.
 
Ebenfalls neu aufgenommen wurde das Halbleiterunternehmen Infineon Technologies, welches seit der Übernahme der US-amerikanischen Cypress Semiconductor Corporation im April 2020 zu den zehn größten Anbietern für Halbleiter weltweit gehört. Erst kürzlich – Geschäftsjahresende war im September – wurden die Unternehmenszahlen für das Geschäftsjahr 2020/2021vorgelegt, die eine sehr gute Entwicklung bei Umsatz und Ertrag aufweisen. Erstmals wurde ein Umsatz von 11 Milliarden Euro (+30 Prozent) sowie ein operatives Ergebnis in Höhe von 2,2 Milliarden Euro (+77 Prozent) ausgewiesen.

Performance-Champions und Low-Performer

Einer der am besten performenden Titeln im AUTO100 ist derzeit Tata Motors. Das indische Unternehmen stellt ein breites Spektrum verschiedener Nutz- und Personenfahrzeuge her. Der deutliche Kursanstieg geht zurück auf den Verkauf eines 15-Prozent-Anteils an seinem Elektrofahrzeug-Geschäft für knapp 1 Milliarde US-Dollar. Der implizite Gesamtwert für diesen Unternehmensteil liegt damit bei 6,6 Milliarden US-Dollar, deutlich mehr als bisher vom Markt kalkuliert. Auf Basis der künftigen Cashflows erscheint das Unternehmen insgesamt jedoch überbewertet: Zwar hat Tata Motors ambitionierte Ziele im Bereich Elektromobilität, doch es gibt nicht unerhebliche Probleme: Eine hohe Verschuldung, ein damit einhergehendes schlechtes Rating sowie eine deutlich gesunkene Profitabilität in den letzten Jahren sind hier zu nennen. Die derzeitige Knappheit der Produktionsmittel kann diese fundamentalen, negativen Entwicklungen kurzfristig noch verschärfen.
 
Aufmerksam beobachten sollten Anleger auch China Yongda: Der Autohändler verzeichnete im letzten Quartal zwar keine gute Marktentwicklung (-7 Prozent). Dies ist jedoch mit Blick auf die Entwicklung im Gesamtjahr nur als Basiseffekt zu deuten (+3 Prozent), auf Sicht von drei Jahren betrug die Performance sogar etwa 160 Prozent. Ursache für den Rücksetzer waren Sorgen über die Auswirkungen des Chip-Mangels, die kürzlich vorgelegten Quartalszahlen zeigten auch einen leichten Rückgang der Umsätze (-4 Prozent). Die Profitabilität konnte mit einem Gewinnanstieg von 31 Prozent aber deutlich verbessert werden. Für das Gesamtjahr geht das Unternehmen weiter von einer Verbesserung der Margen und von deutlichen Umsatzsteigerungen aus: 15 Prozent bei Neuwagen, 20 Prozent im Service-Segment und sogar 40 Prozent im Gebrauchtwagenhandel. Damit bleibt das Unternehmen auf einem erfreulichen, stärker werdenden Wachstumskurs. In den letzten drei Geschäftsjahren betrug das durchschnittliche Umsatzwachstum etwa 11 Prozent, bei einem Anstieg des operativen Gewinns von etwa 6 Prozent. Auf Basis seines Cashflows erscheint das Unternehmen günstig bewertet.
 
Wir lieben solche Geschäftsberichte, weil wir glauben, dass viele Chancen und Risiken für Anleger aus deren Zahlen abgeleitet werden können, wenn man diese Daten richtig verarbeiten kann. Mit den von uns validierten Fakten und dem zusätzlichen Research unserer Analysten schaffen wir echten Mehrwert für Investoren, damit sie gut informierte, fundierte Entscheidungen treffen können“, so Kampik. Die Performance-Unterschiede zwischen den einzelnen Aktien im Index sind sehr groß. Eine Top-10-Liste der aktuellen Performance-Champions und Low-Performer und weitere Informationen finden interessierte Anleger hier.
Malte Broxtermann ist Principal und Head of Digital Ventures bei Berylls; Artur Kampik ist CFA und Geschäftsführer und Prof. Peter Schömig Geschäftsführer bei LeanVal

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

Infineon Technologies 30,45 -1,63%
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Schaeffler Vz I 6,13 -1,61%
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Brembo N 11,85 0,00%
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Harley-Davidson Rg 35,47 -0,87%
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Tesla 138,46 -2,26%
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