Wasserstoff: (Wie) kann ein Molekül die Welt verändern?

Sebastian-Justus Schmidt, Enapter
Sebastian Justus Schmidt / Bild: Enapter
Wir wissen, dass es ein „weiter so“ nicht mehr geben darf. Der Ausstieg aus der fossilen Energiegewinnung muss kommen, sonst steht uns das Wasser sprichwörtlich bald bis zum Hals – mit katastrophalen Auswirkungen für die Menschheit und den Planeten. „Um die Erde zu retten“ gründete Prince William zusammen mit der Royal Foundation die Earthshot-Initiative, die jährlich fünf Aktivitäten in unterschiedlichen Kategorien auszeichnen, die in der Lage sind, das Weltklima positiv zu beeinflussen und den Co2-Ausstoß massiv zu reduzieren.
 
Doch die Beharrungskräfte sind groß. Kein Wunder, da der Umstieg auf neue Technologien auch mit vermeintlich hohen Kosten verbunden ist. Umso wichtiger ist es, innovative Alternativen der Energieerzeugung und -speicherung zu finden, die uns helfen, die klimapolitischen Herausforderungen zu lösen und die gleichzeitig auf der Kostenseite gegenüber den verschmutzenden Energieträgern wettbewerbsfähig sind.

Energiespeicher Wasserstoff

Der Einstieg in die kommerzielle Nutzung von grünem Wasserstoff, erzeugt aus regenerativen Energiequellen, ist eine solche Technologie. Schon heute „verpuffen“ rund 30 Prozent der durch Sonne und Wind erzeugten Energie, da sich in Spitzenzeiten keine Abnehmer finden und es kein adäquates Speichermedium gibt. Die reine Batterietechnik stößt hier an ihre Grenzen. Das Ergebnis sind Verwerfungen am Strommarkt mit negativen Preisen, die aber nicht beim Verbraucher ankommen. Die Umwandlung und Zwischenspeicherung von grüner Energie in Wasserstoff ist ein gangbarer Weg. Die Technologie ist erprobt und vorhanden, die Speicherung in Druckbehältern machbar. Um die Wasserstofftechnologie zu einer wirklich disruptiven Technik zu verhelfen, bedarf es aber einer cleveren technologischen Lösung. Nur wenn es gelingt, den Preis für die Erzeugung von grünem Wasserstoff unter die Kosten der Öl- und Gasförderung und -Aufbereitung zu drücken, wird aus einer tollen Technik eine revolutionäre Lösung. Und genau hier setzt Enapter an.

Vom Großrechner zum Rechenzentrumt

Die Geräte zur Herstellung von Wasserstoff, die sogenannten Elektrolyseure, müssen zu einer günstigen Massenware werden, die zu jeder Energieanwendung kompatibel ist. Dabei muss das Rad nicht neu erfunden werden. Wir können von anderen Technologien lernen: Noch in den 80er Jahren wurden Großrechner für eine bestimmte Aufgabe entwickelt und betrieben. So ist es auch heute noch in der Wasserstoffindustrie. Ingenieure bauen Elektrolyseure, die danach von Ingenieuren für eine bestimmte Anwendung betrieben werden. Mittlerweile redet in der IT keiner mehr von Großrechnern. Diese wurden von Rechenzentren abgelöst, in denen tausende von standardisierten Rechnern in Reihe geschaltet die nötige Rechenleistung erbringen. Es ist egal, was berechnet wird, die Prozessorleistung ist multifunktional einsetzbar.
Das Phi Suea House (Heimat der Schmetterlinge) in Chiang Mai, Thailand, ist weltweit das erste Solar-Wasserstoff-Mehrfamilienhaus, das bereits seit 2015 netzunabhängig ist. Sonne und Regen decken den gesamten Energie- und Wasserbedarf, im Zusammenwirken mit Enapter-Elektrolyseuren. Überschüssige Energie verwandelt er in Wasserstoff und speichert sie so in Tanks.

Plug & Play-Wasserstoff

Das ist genau der Weg, den Enapter mit den eigens entwickelten und patentgeschützten AEM-Elektrolyseuren geht. Kompakte „Wasserstoffsysteme“ in der Größe einer Mikrowelle können dank ihres modularen Aufbaus und der einfachen Integration in Energiegewinnungssysteme Wasserstoff für jede Anwendung produzieren. Benötigt man mehr Wasserstoff oder steigt der Energieoutput aus einer regenerativen Energiequelle, werden einfach mehrere Geräte in Reihe geschaltet und werden so zu „Wasserstoff-Fabriken“. Dabei spielt es bei Enapter keine Rolle, ob Treibstoff für den amerikanischen Supersportwagen der Firma Hyperion Motors, dem auf der COP26 gefeierten britischen Leichtfahrzeug ‚Riversimple‘ oder die wasserstoffbetriebenen Flugzeuge von ZeroAvia hergestellt wird. Das gilt ebenso für einen Wohnblock in den Niederlanden oder eine Berghütte in der Schweiz oder für den Notstrom in Japan, der ein bekanntes Stadion sichern soll. Wird Energie im Megawattbereich benötigt, werden 440 dieser Elektrolyseure zu einem Multicore gebündelt.

Die Massenproduktion startet 2022

Was es nun noch braucht, ist die Massenproduktion. Ab Ende 2022 werden wir die Produktion in dem neuen Werk in Saerbeck (NRW) hochfahren. Ab 2023 werden wir von dort aus dann unsere Kunden beliefern. Der Effekt auf den Preis unserer Geräte wird enorm sein. Dazu kommt, dass die Kosten für regenerative Energie weiter sinken werden und die Kosten für fossile Brennstoffe gleichzeitig steigen. Diese Effekte zusammen werden dazu führen, dass sich die noch bestehende Kostenschere zwischen Wasserstoff und Öl / Gas schnell schließt und sich auch nach der Kostenparität die Preisentwicklung zu Gunsten des Wasserstoffs entwickeln wird. Innovative klimaneutrale Technologie, zusammen mit einem Preisvorteil, wird Wasserstoff zu einer disruptiven Technologie machen, die die Energiewende maßgeblich prägen wird. Davon waren auch die Macher der Earthshot-Initiative überzeugt. Sie ehrten Enapter als Gewinner mit einem Preisgeld von einer Million Pfund als Unternehmen, welches das Potential hat, tatsächlich einen Beitrag zur Rettung der die Erde beizusteuern.
Sebastian-Justus Schmidt ist Vorstand der Enapter AG und seit mehr als 30 Jahren erfolgreich in der Softwareentwicklung tätig. 1999 hat er die SPB Software, eines der weltweit innovativsten und erfolgreichsten Unternehmen für mobile Software, als CEO mitgegründet. Er ist ebenfalls Berater mehrerer Start-ups im Bereich IoT. Ab 2011 war Sebastian als EVP und GM Mobile für Yandex tätig. Als Sebastian sein Familienhaus in Thailand baute, erkannte er die Möglichkeiten von modularen Elektrolyseuren und arbeitet sich intensiv in die Wasserstofftechnologie ein. Er gründete Enapter, um grüne Energiesysteme zu bauen, bei denen mittelfristig ein finanzieller Vorteil gegenüber der Nutzung von fossilen Brennstoffen besteht. Sebastian ist sich sicher, das zukunftsgerichtete Unternehmen eine anwendungsbezogene, effektive Forschung und Entwicklung mit intensiver Softwareunterstützung als Fundament benötigen.

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

Enapter I 5,84 6,18%
close

Populäre Aktien