Die Zentralbanken schaden der Wirtschaft

Nikolas Kreuz, INVIOS GmbH
Nikolas Kreuz / Bild: INVIOS GmbH
Nach Jackson Hole und vor der EZB-Sitzung ist eines klar geworden: Die Notenbanken weltweit wollen den in den Krisen gewonnenen Spielraum nicht wieder abgeben. Die Notenbanken betreiben jetzt mehr und mehr Wirtschaftspolitik und hebeln dazu mit ihren immensen Mitteln marktwirtschaftliche Regeln aus. Dabei werden sie von hehren Motiven geleitet – oder getrieben.
Die eigentliche Aufgabe der Notenbanken, Geld als Schmierstoff für die Wirtschaft bereitzustellen, tritt in den Hintergrund. Angesichts niedriger Inflationsraten stand auch die Sicherung der Preisstabilität nicht mehr sonderlich im Mittelpunkt der Notenbank-Arbeit. Geld in der richtigen Menge und zum richtigen Zeitpunkt bereitzustellen oder auch zu verknappen, das ist die Kunst der Notenbanker.
 
Mit den Mitteln des Zinses den Wert der Währungen zu steuern, gehörte lange zur Kür der Zentralbanker. Das galt manchem Puristen schon als zu stark an die wirtschaftlichen Wünsche der Regierungen angelehnt, wenn denn etwa eine Schwächung der eigenen Währung zur Exportbelebung eingesetzt wurd. Doch mit der vornehmen Zurückhaltung ist es vorbei, die Notenbanken sind mittlerweile in ihrer Gesamtheit der stärkste, wichtigste und einflussreichste Marktteilnehmer. Alle anderen spielen nur noch Nebenrollen – oder sind etwa als Privatanleger zu kaum noch wahrnehmbaren Statisten degradiert.

Kein klares Handeln zu erwarten

Mehr noch: Da sich die Notenbanken erkennbar nicht mehr an die ihnen auferlegten Regeln halten, sind alle zukünftigen Aktivitäten genauso wahrscheinlich oder unwahrscheinlich. Niemand weiß, was die Notenbanken als nächstes angehen werden, immer mit Krisenbekämpfung als Begründung. Ein klares Handeln ist nicht mehr zu erwarten und das führt zu Ungewissheit und Unsicherheit bei allen anderen Marktteilnehmern.
 
Werden weiter Billionen in die Wirtschaft gepumpt oder kommt ein abrupter Stopp? Werden die Zinsen niedrig gehalten oder zur Bekämpfung der steigenden Inflation erhöht? Das Instrumentarium hat sich verselbständigt, die Wirtschaft weiß nicht mehr, wohin die Zentralbanken wollen, und wird über kurz oder lang ihre Tätigkeit reduzieren. Ganz abgesehen davon erhalten die Notenbanken mit ihrer Politik gerade Unternehmen am Leben, die eigentlich schon lange nicht mehr lebensfähig sind.

Schaden nicht nur für die Wirtschaft

Nullzinspolitik und in Kauf genommene hohe Inflation helfen zwar den Staaten, sich zu entschulden. Weil aber die Finanzminister gerade das Haushalten verlernen, steigen die Schulden immer schneller – und das mit dramatischen Folgen für zukünftige Generationen. Sparer werden doppelt bestraft: Durch Nullzins fehlen Erträge, die Inflation verringert die Kaufkraft. Kein Wunder also, wenn sich die Menschen abwenden vom Sparbuch und in immer riskantere Anlagen gedrängt werden. Der Aktienmarkt profitiert und läuft wie der Immobilienmarkt heiß. Kryptowährungen werden gekauft, ohne Risiken und Ertragschancen abzuwägen. Eine Blase bildet sich, die nur schwerlich zu kontrollieren ist. Am Ende erschöpft sich der Schumpetersche Prozess mit weitreichenden Folgen: Erst sinkt die Produktivität, dann das Wachstum und schlussendlich unser Wohlstand. Insofern schaden die Notenbanken mit ihrer Politisierung nicht nur der Wirtschaft, sondern den Interessen aller Menschen.
Nikolas Kreuz ist seit über 35 Jahren am Kapitalmarkt tätig. Der Diplom-Kaufmann und Geschäftsführer der INVIOS GmbH war davon 20 Jahre in der Leitung von Vermögensverwaltungen aktiv: bei der Deutschen Bank, der UBS und der DZ Privatbank in der Schweiz, Luxemburg und Deutschland sowie als Chief Investment Officer für zwei Landesbanken. Nikolas Kreuz führte über 100 Portfoliomanager und verwaltete Vermögenswerte im dreistelligen Milliardenbereich. Die von ihm betreuten Fonds wurden mehrfach ausgezeichnet. Seine langjährige Investmenterfahrung fließt als Know-how in den INVIOS Vermögensbildungsfonds ein, der laut Morningstar zu den besten Fonds weltweit gehört, ausgezeichnet mit fünf Sternen von Fuchs Kapital und Asset Standard sowie einem Top-5-Ranking bei Citywire.