Jung und weiblich - Wer legt nachhaltig an?

Ellen Schneider, DHBW Ravensburg
Bild(er): MG&UK
Bis 2021 soll Einweg-Plastik komplett aus der EU verbannt werden, Fast Fashion gerät immer mehr in die Kritik und Unverpackt-Läden sprießen wie Blumen aus dem Boden. Unsere Gesellschaft befindet sich im Umbruch – Nachhaltigkeit ist der Begriff, der auf allen Zeitungen prangt und die Produktverpackungen ziert. So verantwortungsvoll und ressourcenschonend zu handeln, dass auch nachfolgenden Generationen die vielfältigen Optionen unserer Welt nicht verwehrt bleiben, scheint das oberste Prinzip zu sein. Aber ist dieser Gedanke vereinbar mit dem nach Gewinn strebenden homo oeconomicus?

Die Mehrheit der Anleger setzen auf nachhaltige Anlagen

Nachhaltige Geldanlagen berücksichtigen neben dem finanziellen Leitgedanken auch ethische, soziale und ökologische Aspekte der gängigen Finanzprodukte. So profitiert nicht nur der Anleger von seiner Investition, sondern auch die Umwelt. Für viele eine Win-Win-Situation. Die Schroders Global Investor Study 2018 lieferte die Erkenntnis, dass unter mehr als 22.000 befragten Anlegern aus 30 Ländern eine deutliche Mehrheit der Meinung ist, dass sich der Wunsch nach einer möglichst hohen Rendite und das Bestreben nachhaltig zu handeln nicht ausschließen. 79 Prozent der deutschen Anleger sind der Meinung, dass nachhaltige Anlagen in den letzten fünf Jahren deutlich wichtiger geworden sind, 63 Prozent haben in dem genannten Zeitraum auch den Anteil der nachhaltigen Kapitalanlagen in ihren eigenen Portfolios erhöht. Nachhaltiges Investment scheint also nicht ein Trend weniger verblendeter Umweltschützer zu sein, sondern die notwendige Veränderung, die es in Zeiten des Klimawandels braucht.

Auf die Jungen kommt es an

Das betrifft vor allem die Generation der „Millennials“, denen das ein großes Anliegen ist. Sie investieren laut einer 2017 veröffentlichten Studie von Morgan Stanley doppelt so viel in nachhaltige Anlagen wie der Durchschnitt der Bevölkerung. Die als solche bezeichnete Altersgruppe wird von Generationenforschern gerne durch digitale, globale, soziale und umweltfreundliche Züge charakterisiert. Sie entscheiden sich dreimal so häufig für ethisch und ökologisch-korrekte Unternehmen wie andere Generationen. Das liege laut einer 2017 von dem Nachhaltigkeitsportal Utopia durchgeführten Studie an dem ausgeprägten Verantwortungsbewusstsein dieser Generation, deren tiefstes Bedürfnis es sei, „etwas zu verändern“. Das Klischee, dass vor allem die Jugend sich um eine nachhaltigere Lebensweise und somit auch um nachhaltigere Investments bemüht, scheint also durchaus gerechtfertigt. Doch spielt auch das Geschlecht eine Rolle?

Frauen interessieren sich für die sozialen Aspekte

Laut der Forsa-Studie im Auftrag der GLS Bank und Green City Energy aus dem Jahr 2011 messen aus 1001 befragten deutschen Finanzentscheidern 74 Prozent der Frauen sozialen Aspekten einer Anlage eine hohe Bedeutung zu, während das nur für 65 Prozent der Männer ein wichtiges Kriterium zu sein scheint. Frauen legen also mehr Wert auf nachhaltige Anlagen als Männer. Umso überraschender, dass der Begriff der nachhaltigen Anlage dennoch wesentlich mehr männlichen Anlegern (40 Prozent) bekannt ist, als weiblichen (27 Prozent).
 
Es lässt sich also nicht pauschalisieren, dass junge, weibliche Anleger die Zielgruppe nachhaltiger Investments sind. Die Altersgruppe der Millennials scheint zwar über ein sehr ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein zu verfügen, das zeitgleich einen bewussten Umgang mit der Umwelt und der Gesellschaft fordert, doch das gilt nicht nur für die Frauen dieser Altersgruppe. Schließlich scheinen auch die Männer sich verstärkt zu informieren, während die Frauen eher dazu tendieren schnell zu handeln. Wer nachhaltig anlegt, lässt sich also nur schlecht pauschalisieren, zu empfehlen wäre es aber allen Anlegern, damit auch zukünftige Generationen von den Vorzügen unserer entwickelten Welt profitieren können.
Studentische Profis
Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) im idyllischen Ravensburg bietet mit einem voll ausgestatteten Fernseh- und Hörfunkstudio optimale Möglichkeiten, um praxisnah und berufsbegleitend zu studieren. Im Wintersemester 2018/2019 besuchten die Studentinnen und Studenten im Studiengang »Medien- und Kommunikationswirtschaft/Unternehmenskommunikation und Journalismus« den Kursus »Investor Relations/Börsen-Kommunikation«. Kursleiter Ulrich Kirstein, Pressesprecher und Leiter Öffentlichkeitsarbeit der Börse München, gab den Kursteilnehmern die Aufgabe, sich Gedanken zum Thema "Nachhaltigkeit, nachhaltiges Investieren" zu machen. Dabei kamen höchst unterschiedliche Beiträge, die mal mehr, mal weniger mit dem Börsengeschehen zu tun haben, zusammen - Vorgaben gab es nicht.
Die Studentinnen und Studenten sind, wenn sie nicht in Ravensburg studieren, bei Unternehmen, Pressebüros oder Verlagen tätig. Die Artikel sollen in unregelmäßigen Abständen in den nächsten Wochen veröffentlicht.