Beim Thema Klimapolitik drängt die Zeit

Hans Stegeman, Triodos Investment Management
Hans Stegeman / Bild: Triodos Investment Management
Sibirien vermeldet eine Rekordhitze von knapp 40 Grad und in Tschechien wütet ein Tornado. Während sich der Süden der USA für das Hochwasser rüstet, erleben der Westen und allen voran auch Kanada die extremste Hitzewelle aller Zeiten. Kurz gesagt: Die Zeit drängt und es ist höchste Zeit, die Folgen des Klimawandels aktiv anzugehen. Was wir stattdessen tun, ist endlos zu diskutieren und Entscheidungen zu vertagen.
 
Konkret wurde vor zwei Monaten berechnet, dass die Welt aufgrund des Klimawandels bis 2050 10 Prozent ihrer Wirtschaftstätigkeit verlieren könnte. Das scheint optimistisch, da laut einem durchgesickerten IPCC-Bericht, selbst bei aktuellem Temperaturanstieg bereits ein Wendepunkt erreicht wird. So können bei 1,5 Grad Erwärmung (wir sind schon bei 1,1 Grad) irreversible Veränderungen eintreten. Damit ist die Ankündigung einiger Länder „bereits 2050“ CO2-neutral sein zu wollen, einfach zu spät..

Es wird Zeit, die Prioriätten neu zu setzen

Im Vergleich dazu hat die Bundesregierung alleine für 2020 mit einem Nachtragshaushalt 122,5 Milliarden Euro für zusätzliche Coronamaßnahmen freigegeben – eine riesige Summe für ein einzelnes Land in nur einem Jahr. Das ist ein absurdes Verhältnis, wenn man bedenkt, wie lange bereits über die Klimapläne debattiert wurde und wie wenig konkret umgesetzt wurde. Es scheint, als seien Innovationen und Veränderungen nur dann möglich, wenn die Bedrohung bereits eingetreten ist. Es ist jedoch allerhöchste Zeit, die Prioritäten neu zu setzen und auch in puncto Klimawandel, echte Maßnahmen zu ergreifen.
Hans Stegeman ist Chief Investment Strategist Triodos Investment Management (IM)