Ist Musk der wahre König der Zentralbanken?

Mark Dowding, BlueBay Asset Management
Mark Dowding / Bild: BlueBay Asset Management
Mit einem wilden Intraday-Ritt hat der Bitcoin jüngst die Nerven seiner Anleger arg strapaziert. Weil die Cyberdevise wie Wachs in den Händen von Elon Musk wirke und nur durch ein Machtwort Chinas gebremst werden könne, scheint Musk auf bestem Weg zu sein, sich auf Augenhöhe von Jerome Powell und seinen Kollegen aufzuschwingen.
Die Aktivitäten bei den Kryptowährungen sorgten zuletzt für viele Schlagzeilen. Nachdem der Bitcoin im April die Marke von 63.000 US-Dollar überschritten hatte, stürzte er in dieser Woche bis auf 30.000 US-Dollar ab. Der Grund waren Befürchtungen, dass Tesla der Cyberdevise den Rücken kehren könnte, sowie die Sorge, dass China gegen die Nutzung der Währung durch seine Bürger vorgehen will.
 
Dennoch sorgte ein Tweet von Musk – „Tesla hat“, und dann folgten die Emoji-Symbole Diamant und Hände (die mit Diamanten besetzten Hände deuten auf die erneute Absicht hin, an der Position festzuhalten, die Musk mit seinen spekulativen Verheißungen gegenüber dem Publikum angehäuft hat) – für eine Trendwende zurück über 40.000 US-Dollar in einem wilden Intraday-Handel. In regulierten Märkten würde man sich am Kopf kratzen und fragen, ob Rufe nach einer Untersuchung solcher Bewegungen laut werden sollten – doch Kryptowährungen sind von Haus aus unreguliert. Ein weiterer Aspekt, der gegen Bitcoin und andere Kryptowährungen spricht; nachdem bereits die Umweltauswirkungen des Schürfens und das Wissen, dass diese Währungen zur Finanzierung ruchloser und illegaler Aktivitäten verwendet werden, mehr als ein ungutes Gefühl hinterlassen.

Geldpolitik bleibt reaktiv statt proaktiv

An den Devisenmärkten im weiteren Sinne zeigte sich der US-Dollar in den vergangenen Tagen weiterhin etwas schwächer, da sich die US-Renditen seitwärts bewegen, während die Anleiherenditen andernorts steigen. Wir sind jedoch der Meinung, dass die ins Haus stehenden US-Wachstumsdaten die global zu erwartenden Daten übertreffen werden. Daher sind wir der Ansicht, dass die US-Notenbank angesichts der sich abzeichnenden Makrotrends die Geldpolitik letztlich weitaus stärker straffen muss als andere Zentralbanken. Das sollte den US-Dollar in den nächsten Wochen unterstützen.
 
Derzeitiges Mantra der Notenbanken ist es, in der Geldpolitik eher reaktiv als präventiv zu agieren. Schon jetzt ist klar: Die Zentralbanker können dann letztlich nur mit einer mehr oder weniger großen Verzögerung auf die Entwicklungen in der Realwirtschaft reagieren. In der Vergangenheit hingegen wurde eine ausgeprägt präventive Geldpolitik gefahren – es sollte eine zu schnelle oder aggressive Straffung vermieden werden, um sicherzustellen, dass die Politik keinesfalls zu weit hinter der steil ansteigenden Inflationskurve zurückbleibt.
 
In manchen Kreisen, so erfahren wir aus vielen Gesprächen, hat man zunehmend den Eindruck, dass Jerome Powell und seine Kollegen sich Elon Musk als dem wahren König des Zentralbankwesens unterordnen: Mit einem bloßen Wink von Musks Hand bewegen sich die immer stärker korrelierten Märkte nach Gutdünken. Hoffentlich endet nicht alles in Tränen für den Diamantenhände-Kauz und die Massen seiner Gefolgsleute.
Mark Dowding ist Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management
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