Guter Zeitpunkt für chinesische Staats- und Staatsbankenanleihen

Yii Hui Wong, Nikko Asset Management
Yii Hui Wong / Bild: Nikko Asset Management
Staatsanleihen und Staatsbanken-Anleihen aus dem Reich der Mitte bieten derzeit gute Anlagemöglichkeiten für Investoren:
  • China geht derzeit gestärkt und widerstandsfähiger aus der Pandemie hervor. Das Land profitiert von einer kräftigen Erholung, die bald auf einen moderateren Kurs einschwingen dürfte. Chinas Notenbank richtet ihre Geldpolitik derweil maßvoll straffer aus. Die People's Bank of China hat ihrer Besorgnis über aufgeblähte Preise bei Vermögenswerten schon häufiger Ausdruck verliehen. Im Vergleich zum letzten Jahr dürfte die Straffung in diesem Jahr jedoch eher in Form eines knapperen Kreditangebots als über höhere Zinssätze erfolgen. Für chinesische Staats- und Staatsbanken-Anleihen ist das günstig, zumal eine zu schnelle oder verfrühte Straffung nicht zu erwarten ist.
  • Erst kürzlich hat Peking bekräftigt, dass es keine scharfe Kehrtwende plane. Zudem hat sich das Kreditwachstum bereits seit November letzten Jahres verlangsamt. Die höheren Überschussreserven der Banken sollten über die Interbankenliquidität für chinesische Staats- und Staatsbankenanleihen stützend wirken.  
  • Die drei Staatsbanken (China Development Bank, Agricultural Development Bank of China und Export-Import-Bank of China) unterscheiden sich von Chinas börsennotierten, staatseigenen Kreditgebern. Als „politische Banken“ helfen sie dabei, öffentliche Gelder und Ressourcen in wichtige Bereiche wie Handel, Infrastruktur und Landwirtschaft zu lenken – in viele Fällen als Ergänzung zu kommerziellen Kreditgebern und privaten Investoren. Die Staatsbanken genießen eine implizite staatliche Garantie und werden genauso bewertet bzw. von Anlegern behandelt wie Staatsanleihen. (Ähnliche Staatsbanken gibt es in vielen großen Volkswirtschaften, etwa die Export-Import-Banken der USA, Großbritanniens, Japans und Indiens. Japans Export-Import-Bank, die Japan Bank for International Cooperation, finanziert u.a. internationale Hilfs- und Umweltschutzprojekte.)
  • Anleger sollten chinesische Staats- und Staatsbankenanleihen aus einer Total-Return-Perspektive betrachten. In der Vergangenheit bewegten sich die Renditen dieser Bonds zwischen 2 und 5 Prozent; wir gehen davon aus, dass die Renditen konstant bei etwa 3 bis 4 Prozent liegen werden. Dies ist ein attraktiver Carry im Vergleich zu großen Volkswirtschaften wie den USA, Deutschland, Australien und Japan, wo die höchste Rendite für 10-jährige Staatsanleihen kaum 2 Prozent erreicht.
  • Die Spreads der Onshore-Staatsbankenanleihen lagen in den vergangenen drei Jahren relativ stabil zwischen 30 und 60 Basispunkten, wobei sie in der Spitze durch Anleihen des Eisenbahnministeriums und nach unten durch lokale Staatsanleihen (LGBs) begrenzt werden.

Einfluss der Währung

  • Auf der Währungsseite dürften die Schwankungen des Renminbi (RMB) erheblichen Einfluss auf die Gesamtrendite nehmen. Der RMB erlebte 2020 eine außergewöhnliche Stärke - mit einer Rendite von bis zu 10 Prozent gegenüber Singapur-Dollar, Thai Baht und Malaysischem Ringgit. Ein Teil der RMB-Stärke beruhte dabei auf Bedenken hinsichtlich des US-Dollars. Zudem pendeln sich die Renditen von China-Anleihen im Laufe der Zeit tendenziell auf ein Mittelmaß ein, so dass die 3-Jahres- und 5-Jahres-Renditen von etwa 2 bis 5 Prozent moderater ausfallen als die Spitzen- und Tiefstwerte einzelner Jahre. Die RMB-Volatilität dürfte jedoch anhalten, da sich Chinas Wechselkurssystem zunehmend am Markt orientiert. Allerdings wird der RMB auch besser reguliert werden; die politischen Entscheidungsträger denken über die Einführung eines Bandes nach dem Vorbild Singapurs nach.
  • Alles in allem ist der Zeitpunkt angesichts moderater Erholung einer ebensolchen Kreditverknappung gut für Investments in chinesische Staats- und Staatsbankenanleihen.
Yii Hui Wong ist Senior Portfoliomanagerin im Asian Fixed Income Team von Nikko AM