Saubere Gewinne

Ulrich Kirstein mit der Presseschau am Freitag
Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius
Ein neues Allzeithoch im DAX am Montag und seitdem eher Korrekturen, so könnte man die Woche an der Börse beschreiben. Korrekturen sind bekanntlich zweischneidig, an der Schule und an der Börse: dem einem verhageln sie die Laune, dem anderen geben sie die Chance zum günstige(ere)n Einsteigen. Man muss es halt nur tun. Ansonsten sagte noch die hohe Politikprominenz im Wirecard-Untersuchungsausschuss aus – aber nicht viel Neues.

Es kann nur einen geben – oder eine

Und wir haben jetzt drei Kanzler(innen)-Kandidaten/Kandidatinnen für die Wahl im September. Die WirtschaftsWoche titelte nach der Kür der Grünen: „Deutschlands Entscheider wollen Annalena Baerbock“. Es sind dann aber doch nur 26,5 Prozent der „mehr als 1.500 Führungskräfte aus Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung“, die für die Grüne plädieren. Die Mehrzahl, 32,5 Prozent, antwortete mit „weiß nicht“, was wohl bedeutet, dass sie keinen für besonders geeignet halten. Mit 14,3 Prozent liegt Armin Laschet noch hinter dem – gar nicht nominierten – Christian Lindner (16,2 Prozent) und das Schlusslicht bildet Olaf Scholz mit gerade 10,5 Prozent. Regierungserfahrung als Qualitätsmerkmal fruchtet also eher nicht! Nach der Wahl heißt es dann allerdings doch „Es kann nur einen oder eine geben“!

Hauptsache Gewinne

Gestern war „Earth Day“ und passend dazu versprach die Titelseite von Börse Online „Saubere Gewinne“: „Die besten Aktien für die Megatrends Wasserstoff und Energieeffizienz“. Im Heft werden schließlich noch Unternehmen vorgestellt, die unter der Pandemie leiden, einerseits, andererseits auch wieder nicht: Die Spirituosen-Branche. Getrunken wird schließlich immer, wenn nicht gemeinsam, dann eben alleine. Vielleicht gibt es ja hochprozentige Rendite? Focus Money verspricht, sauber oder nicht, Gewinne, Gewinne, Gewinne. Gewinne nämlich mit der Kurs-Ziel-Analyse, mit der neuen Timing-Strategie und gar „die sichersten Gewinne mit Aktien und ETFs, die seit 10 Jahren immer steigen“. Na dann heißt es nur, zugreifen und einsteigen!

LEIdige Sache

Der LEI ist schon eine leidige Sache. Dieser Legal Entity Identifier ist inzwischen für jeden Emittenten eines Wertpapiers vorgeschrieben, wenn es an EU-Börsen gehandelt werden soll. Nur dann funktioniert die Abwicklung. Nicht jedes Unternehmen aus Übersee sieht das ein, schließlich gibt es eine ISIN, die jedes Wertpapier ziemlich eindeutig mit 12  Stellen beschreibt, und die WKN, die mit sechs Stellen auskommt. Der LEI hat 20 Stellen und muss beantragt und jährlich erneuert werden – das kostet Zeit und Gebühren. Nun stolperte ausgerechnet eine Börse, die Kryptobörse Coinbase, bei ihrem IPO über das EU-Bürokratiemonster. Offensichtlich war der LEI falsch und deshalb drohte Clearstream, die Abwicklung zu stoppen. „Coinbase-Schock: Handel wird am Freitag eingestellt“ titelte Der Aktionär und etwas nüchterner die Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Deutsche Börse stellt Coinbase-Handel ein“, wobei zwangsläufig alle EU-Börsen dem Beispiel hätten folgen müssen. Schließlich wurde der richtige LEI doch noch gefunden, „Krypto-Börse Entwarnung“ (Capital.de), die Aktie kann weiter gehandelt werden, alles gut, es lebe die Bürokratie und ihre Bewältigung.

Aktien, Fehlanzeige

Nein, Olaf Scholz hat nicht mit Aktien von Wirecard spekuliert. Wie auch, denn er hält überhaupt gar keine Aktien, wie er vor dem Wirecard-Untersuchungsausschuss einmal mehr betonte. Er habe nur Genossenschaftsanteile an der TAZ (schrieb die Berliner Morgenpost). „Die Verantwortung trägt nicht die Bundesregierung“ zitiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung den Vizekanzler in ihrer Überschrift, gemeint war der Wirecardskandal, nicht das fehlende Aktienengagement des Finanzministers. Vielleicht tritt er deshalb so vehement für eine Finanztransaktionssteuer ein, „Notfalls im Alleingang“, wie die Abendzeitung schrieb. Hauptgrund für die Begehrlichkeiten: Mit den Einnahmen soll der geplante EU-Wiederaufbaufonds refinanziert werden.

Musk und Mittelstand

Leicht irritiert hat uns das Cover des aktuellen Markt und Mittelstand. Eindeutig zu erkennen: Elon Musk, nicht unbedingt ein ausgewiesener Vertreter des Mittelstandes. Außerdem die Zeile: „So baut man in Deutschland“! Kurz dachten wir, es ging um den BER, aber der Text bezog sich auf Musk und die Tatsache, „Wie Elon Musk in 18 Monaten seine Gigafabrik errichtet“. Wir hoffen für ihn, dass er das nicht ganz alleine tun muss – und dass sie auch tatsächlich nach eineinhalb Jahren fertig ist, schließlich liegt sie in Deutschland.

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