US-Renditen keine Gefahr für Konjunktur und Aktienmarkt

Die politische Strategie der aktuellen US-Regierung ist auf drei Ebenen zu betrachten: Deregulierung, Zölle und Steuer- sowie Finanzpolitik. Bei letzterer stehen wir erst am Anfang. Fiskalische Anreize dürften künftig neben der Deregulierung einen potenziellen positiven Faktor für den Markt darstellen und werden einen Teil – wenn auch nicht alle – der negativen Auswirkungen der Zölle ausgleichen.
Die Steuer- und Finanzpolitik kann also für Rückenwind sorgen, die Frage ist nur: zu welchem Preis?
Die Anleihemärkte haben die Antworten.
Betrachten wir die Renditen 30-jähriger Papiere auf den wichtigsten Anleihemärkten Japan, Deutschland und USA. Die Renditen 30-jähriger japanischer Anleihen sind in diesem Jahr stark von 2,3 Prozent zu Beginn des Jahres auf etwa 3,1 bis 3,15 Prozent gestiegen – ein Sprung um etwa 80 bis 85 Basispunkte, der jedoch im Kontext des niedrigen Ausgangsniveaus gesehen werden muss. In Deutschland starteten die Renditen 30-jähriger Papiere mit 2,6 Prozent ins Jahr und sind seither um mehr als 50 Basispunkte auf 3,1 bis 3,15 Prozent gestiegen.
In den USA haben die Renditen 30-jähriger Staatsanleihen trotz der jüngsten Diskussionen um den Vertrauensverlust der Anleger in US-Staatspapiere und das wachsende US-Defizit in geringstem Maße zugelegt, nämlich von 4,78 Prozent auf heute knapp über 5 Prozent. Das entspricht einem Anstieg um 20 bis 30 Basispunkte – weit weniger als in Deutschland und Japan.
Der springende Punkt ist: Der Anstieg der langfristigen Anleiherenditen ist nicht ausschließlich ein Problem der USA. Es handelt sich um eine globale Entwicklung. Es ist wichtig, dies zu betonen, weil es Kontext in die jüngsten Bewegungen am Anleihemarkt bringt.
Derzeitige Renditeniveaus gefährden die Aktienmärkte nicht
Sicherlich sind die Anleiherenditen in den USA in absoluten Zahlen höher als auf anderen Märkten. Wenn man aber den Währungseffekt und die Währungsabsicherung berücksichtigt, wird ein Großteil davon neutralisiert. Tatsächlich sind die Märkte außerhalb der Vereinigten Staaten nach ihren verschiedenen Bewertungsmaßstäben sogar noch preiswerter. Wir denken nicht, dass die derzeitigen Renditeniveaus das Wirtschaftswachstum oder die Aktienmarktentwicklung gefährden – es sei denn, es kommt zu einem plötzlichen, starken Renditeanstieg.
Steigende Renditen bedeuten eindeutig Gegenwind für die Aktienperformance. Es ist aber die Frage, wie schnell, stark und nachhaltig sie anziehen. Natürlich würden niedrigere Anleiherenditen mehr Stimulus bieten, aber sie sind keine Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung. Das sollten wir im Hinterkopf behalten, wenn die Diskussionen über die US-Finanzpolitik und das Steuerdefizit beginnen.
Aktien: Deutschland bleibt übergewichtet
Im Portfolio halten wir an einer Übergewichtung europäischer Aktien fest, könnten aber von der Baubranche in den breiteren Markt und Mid-Caps umschichten. Deutschland bleibt übergewichtet. Wir haben die jüngste Marktbewegung genutzt und unsere leichte Untergewichtung in US-Aktien aufgelöst. Jetzt sind wir eher neutral aufgestellt. Bei den Zollverhandlungen wurden aus unserer Sicht große Fortschritte erzielt. Vieles davon ist aber wahrscheinlich schon eingepreist, so dass US-Aktien etwas teuer erscheinen. Eine deutliche Untergewichtung rechtfertigt dies allerdings nicht.
Anleihen: Untergewichtung in der Duration
Bei Anleihen halten wir eine leichte Untergewichtung in der Duration und setzen auf eine steiler werdende Renditekurve. Im Bereich Unternehmensanleihen halten wir europäische Hochzinsanleihen und sichern sie in US-Dollar ab. Der europäische High-Yield-Markt bietet höhere Qualität sowie ein stärkeres Angebot und ungefähr die gleiche Rendite wie US-Hochzinsanleihen, wenn man den Carry aus der Währungsabsicherung berücksichtigt. Europäische Hochzinsanleihen bieten daher interessantes Relative-Value-Potenzial in einem globalen Portfolio für Anleger aus dem US-Dollar-Raum.
Wir erhöhen außerdem unser Engagement in Bankdarlehen, kurzfristigen variabel verzinsten Papieren und höher verzinslichen Krediten. Die Rezessionsrisiken sind zurückgegangen und wir ziehen es vor, die Zinssensitivität in den Portfolios zu verringern.