Zollfrieden nur ein Trugschluss

Ist der Handelskrieg bereits vorbei? Die 90-tägige Senkung der Zölle zwischen China und den Vereinigten Staaten scheint zumindest von einigen Anlegern so gedeutet. Die Trump-Regierung scheint den besorgten Rufen vieler amerikanischer Unternehmen nachgegeben zu haben. Diese warnten vor der Gefahr von Engpässen oder sogar Konkursen, wenn die Zölle auf chinesische Produkte in Höhe von 145 Prozent aufrechterhalten werden. Zu den Betroffenen zählen auch Kleinunternehmer, die eine wichtige Wählerschaft für Trump sind.
Noch kein dauerhaftes Handelsabkommen
Allerdings ist diese Senkung nur vorübergehend, bis die tatsächlichen Verhandlungen zwischen den beiden Parteien zu einem Handelsabkommen führen. Zudem hält die USA die Zölle mit einem durchschnittlichen Satz von 40 Prozent auf alle chinesischen Produkte immer noch auf einem sehr hohen Niveau (gegenüber 20 Prozent zuvor). Die Gespräche mit anderen Handelspartnern scheinen Fortschritte zu machen, aber Washington ist fest entschlossen, die Zölle auf jeden Fall beizubehalten, wahrscheinlich bei mindestens 10 Prozent. Das bedeutet, dass der durchschnittliche effektive Zollsatz für alle Länder am Ende dieses Handelskriegs bei etwa 15 Prozent liegen dürfte (gegenüber 2 bis 3 Prozent zuvor). Während des Wahlkampfs wurde dies als Worst-Case-Szenario angesehen. Doch nun scheint es das kleinere Übel zu sein im Vergleich zu den noch ungünstigeren Szenarien, die von den Anlegern noch vor wenigen Tagen befürchtet wurden.
Das Risiko einer Wachstumsverschlechterung bleibt
Diese Verbesserung der Marktstimmung könnte die Aktienindizes kurzfristig weiter stützen. Das Risiko einer Wachstumsverschlechterung im Zusammenhang mit der Handelsunsicherheit, dem Inflationsrisiko und der anhaltenden Pause der US-Notenbank sowie die Rückkehr der Bewertungen auf sehr hohe Niveaus begrenzen jedoch das weitere Aufwärtspotenzial.