Dr. Ulrich Kater, Deka Bank

Konjunkturdaten von Zöllen verzerrt

In den vergangenen Tagen legten die Aktienkurse weiter zu. Schon kurz nach den Ankündigungen umfassender Zollerhöhungen am 2. April, dem sogenannten „Liberation Day“, setzte die US-Regierung einen Großteil der Zölle wieder aus und zeigte Verhandlungsbereitschaft. Doch die Verunsicherung bei den privaten Haushalten und bei den Unternehmen bleibt hoch, was in den kommenden Monaten konjunkturell belasten dürfte.

Dr. Ulrich Kater, Deka Bank

Das US-Bruttoinlandsprodukt sank im ersten Quartal um 0,3 Prozent (annualisiert) gegenüber dem Vorquartal. Ein Grund dafür waren die deutlich höheren Importe, weil die Unternehmen sich mit Vorprodukten eindecken wollten, bevor die Preise durch Zölle spürbar steigen. Die betreffenden vorgezogenen Lieferungen aus Deutschland und Europa in die USA führten hierzulande zu einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts. Die Konjunkturdaten sind also bereits für das erste Quartal verzerrt, und zwar weltweit. Der Großteil der negativen Effekte der US-Zölle wird aber erst im weiteren Verlauf dieses Jahres in den Konjunkturdaten abzulesen sein.

Verunsicherung erschwert Diagnosen

Die Verunsicherung aus der geopolitischen Neuausrichtung der USA und die verzerrten Konjunkturdaten erschweren die Diagnose für die Gegenwart wie auch den Ausblick. Dies macht den Unternehmen mit Blick auf die laufende Berichtssaison ebenso wie den Notenbanken das Leben schwer. Die US-Notenbank Fed wird am Mittwoch bei ihrem Zinsentscheid im Wartemodus bleiben. Zwar waren die jüngsten Wirtschaftsdaten von Schwäche gekennzeichnet. Allerdings droht in den kommenden Monaten zollbedingt ein deutlicher Inflationsanstieg. Fed-Chef Powell wird auf der Pressekonferenz die Unabhängigkeit der Fed betonen und damit auf die Forderungen von US-Präsident Trump nach Zinssenkungen reagieren. Die geldpolitische Perspektive bleibt jedoch grundsätzlich von monetärer Lockerung geprägt. So dürfte die Bank of England am Donnerstag einen Leitzinsschritt nach unten gehen. 
 

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Ulrich Kater

Dr. Ulrich Kater ist seit 2004 Chef-Volkswirt der DekaBank. Er studierte an den Universitäten Göttingen und Köln Volkswirtschaftslehre und promovierte 1995 am Finanzwissenschaftlichen Lehrstuhl der Universität zu Köln. Von 1995 bis 1999 war Dr. Kater im Stab der „fünf Wirtschaftsweisen“ für die Themen Geldpolitik und Kapitalmarkt verantwortlich. Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen zu den Themen Geldpolitik, Währungspolitik, internationale Kapitalmärkte, Finanzpolitik, Alterssicherungssysteme und internationaler Dienstleistungshandel.

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