Adrian Fritz, 21Shares

Wie Krypto-Communities ihre Inflation selbst steuern

Welche aktuellen Entwicklungen sind am Krypto-Markt zu beobachten? Worauf sollten Krypto-Enthusiasten, -Anleger und -Besitzer achten? Das erläutern wir in unserem kompakten Wochenüberblick.

Adrian Fritz, 21Shares

Geldpolitik auf Solana: Wie Krypto-Communities ihre Inflation selbst steuern

Solana ist eine Hochleistungs-Blockchain und ein ernstzunehmender Konkurrent des zweitgrößten Kryptoassets Ethereum. Mit einer Marktkapitalisierung von derzeit Platz sechs hebt sich das Projekt der Solana Foundation vor allem durch schnelle Transaktionen und niedrige Gebühren ab. Durch ihren einzigartigen Proof of History (PoH)-Ansatz, der das bestehende Proof of Stake-System ergänzt, kann Solana Tausende von Transaktionen pro Sekunde verarbeiten und bietet eine skalierbare Infrastruktur für dezentrale Anwendungen. Anders als andere Krypto-Projekte ist Solana keine dezentrale autonome Organisation (DAO), bei der Entscheidungen ausschließlich durch Community-Abstimmungen getroffen werden. Dennoch fließen die Stimmen der Community in wichtige Entscheidungen ein. Wie dieser Entscheidungsprozess funktioniert und was dies mit der kontrollierten Inflation bei Krypto zu tun hat, soll dieser Bericht verdeutlichen. 

Solana und der Einfluss der SIMDs

SIMD steht bei Solana für „Solana Improvement Document“ – Vorschläge zur Weiterentwicklung des Netzwerks, ähnlich etwa den Bitcoin Improvement Proposals (BIP) bei Bitcoin. Anhand dieser Dokumente entscheidet die Solana-Community über Änderungen an der Protokoll-Architektur, Konsensmechanismen oder wirtschaftlichen Strukturen. Diese Abstimmungen sind zwar wichtig für die strategische Ausrichtung, aber nicht bindend. Teilnahmeberechtigt sind Solana-Token-Inhaber sowie „Validatoren“, die durch Staking (das Hinterlegen von Tokens zur Bestätigung von Transaktionen) am Betrieb der Blockchain teilnehmen. Die Abstimmungen selbst finden nicht direkt auf der Blockchain statt, liefern jedoch wichtige Orientierung für Entwickler und die Solana Foundation, die letztlich über die Umsetzung entscheiden.  

Zwei kürzlich abgestimmte Vorschläge dürften jedoch von Bedeutung sein und die zukünftige Richtung der Blockchain in der Verteilung von Token und Erträgen zeigen: Abgelehnt wurde „SIMD-0228“, ein Vorschlag zur Änderung des Systems der Ausgabe von neuen Solana-Token. Diese Ausgabe – sie ähnelt der Erhöhung der Geldmenge durch eine Zentralbank – ist ein zentraler Mechanismus in jedem Blockchain-Ökosystem. Sie beeinflusst das Angebot der Währung, den Anreiz für Teilnehmer und letztlich den Wert der Kryptowährung.

Bisher folgt Solana einem festen Inflationsplan: Die jährliche Ausgabe neuer SOL-Token begann bei 8 Prozent und sinkt jedes Jahr um 15 Prozent, bis sie dauerhaft bei 1,5 Prozent liegt. SIMD-0228 wollte diesen festen Plan durch ein flexibles Modell ersetzen, bei dem die Inflation an die Staking-Beteiligung gekoppelt wird:

  • Wenige Nutzer staken SOL → Die Inflation steigt, um das Staking attraktiver zu machen.
  • Viele Nutzer staken SOL → Die Inflation sinkt, um eine übermäßige Entwertung von SOL zu vermeiden.

Das hätte bedeutet, dass sich die Menge der neu geschaffenen SOL-Token dynamisch anpassen würde – ähnlich wie Zentralbanken die Geldmenge je nach Wirtschaftslage regulieren. Doch genau diese Dynamik stieß auf Bedenken. Kritiker befürchteten, dass eine schwankende Inflation wirtschaftliche Unsicherheit schaffen könnte. Wenn Investoren nicht absehen können, wie stark das SOL-Angebot wächst, wird es schwer, den langfristigen Wert des Tokens einzuschätzen. Zudem hätte eine solche Anpassung die Einnahmenplanung für kleinere Validatoren erschwert, was das Risiko der Zentralisierung erhöht hätte.

Letztlich entschied sich die Community gegen diesen Vorschlag – und damit für eine vorhersehbare Geldpolitik, die Stabilität und Vertrauen in Solana als Netzwerk und Investment sichern soll.

Zustimmung für die fairere Verteilung von Gebühreneinnahmen 

Zustimmung fand in der Community hingegen der Vorschlag SIMD-0123. Er hängt mit der Rolle der Validatoren und Stakern auf Solana zusammen. Während erstere wie erwähnt Transaktionen bestätigen und das Netzwerk betreiben, tragen auch Staker wesentlich zur Sicherheit bei. Sie delegieren ihre SOL-Token an Validatoren, was das Netzwerk stabiler und widerstandsfähiger gegen Angriffe macht.

Das Problem zuvor: Bisher erhielten nur die Validatoren die sogenannten Priority Fees – Extra-Gebühren, die Nutzer zahlen, um ihre Transaktionen schneller verarbeiten zu lassen. Staker, die das Netzwerk ebenfalls absichern, gingen dabei leer aus.

Die Lösung durch SIMD-0123: Der neue Vorschlag ermutigt Validatoren dazu, diese Gebühren mit den Stakern zu teilen. Dies kann über Smart Contracts erfolgen, also programmierte Regeln, die automatisch eine faire Verteilung sicherstellen.

Warum ist das wichtig?

  1. Mehr Anreiz zum Staken: Wenn Staker nun auch Gebühren erhalten, wird das Staken attraktiver. Je mehr Menschen ihre SOL-Token staken, desto sicherer wird das Netzwerk.
  2. Fairere Verteilung: Da Staker mit ihrem Kapital zur Stabilität beitragen, ist es logisch, dass sie auch von den Einnahmen profitieren.
  3. Dezentralisierung: Wenn mehr Nutzer bereit sind zu staken, steigt die Anzahl der aktiven Validatoren, was das Risiko einer Machtkonzentration bei wenigen großen Validatoren verringert.

Zugleich bringt SIMD-0123 auch Herausforderungen mit sich – etwa die technische Umsetzung und mögliche Konkurrenz zwischen Validatoren, die mit höheren Gebührenausschüttungen um Staker werben. Dennoch dürfte diese Änderung das Solana-Netzwerk auf lange Sicht stärker, gerechter und wirtschaftlich nachhaltiger machen.

Abstimmung durch eine dezentrale Community

Beide Abstimmungen zeigen, wie Solana seine wirtschaftlichen Mechanismen gezielt weiterentwickelt, um langfristig stabil und wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Ablehnung von SIMD-0228 sichert eine vorhersehbare Geldpolitik, während die Annahme von SIMD-0123 das Staking attraktiver macht und die Netzwerksicherheit stärkt. Solana beweist damit, dass ein Krypto-Projekt wirtschaftliche Anreize intelligent steuern kann – mit der Flexibilität einer dezentralen Community.

Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie in der aktuellen Research Note von 21Shares

Adrian Fritz

Adrian Fritz ist Global Head of Research und verantwortet bei 21Shares die Research-Abteilung des Krypto-ETP-Anbieters. Fritz ist zusammen mit seinem Team für die Bereitstellung von Einblicken in den Kryptomarkt zuständig, einschließlich der Bereiche DeFi, NFTs, Krypto-Infrastruktur und den Entwicklungen von Krypto im Kontext der globalen Wirtschafts- und Geopolitik. Er absolvierte ein Masterstudium an der HULT International Business School in San Francisco und begann seine Karriere als Stockbroker in New York. Bevor er zu 21Shares kam, war er unter anderem bei Signature Management Consultants SL in Barcelona und als Financial Analyst bei Cellnex Telecom in Zürich tätig.  

 

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