Naomi Fink, Nikko AM

Drei mögliche Wege für die US-Wirtschaft

Welchen Weg die US-Wirtschaft einschlägt, ist ungewiss. Wir haben drei verschiedene Szenarien durchgerechnet und was sie für die Welt bedeuten...

Naomi Fink, Nikko AM

Szenario 1: Keine Rezession, schwankende Märkte, Entspannung im Handelskonflikt

In diesem Szenario schwanken die Aktienmärkte deutlich mehr (drei Standardabweichungen) als üblich, allerdings nur vorübergehend. Bis zum Jahresende stabilisieren sich die Kurse, mit Folgewirkungen auf das Wachstum und die Inflation in den USA. Dieses Szenario geht von einer Entspannung im Handel aus; eine Rezession in den USA wird knapp vermieden.

Szenario 2: Rezession mit Disinflation

In diesem Szenario gleicht der Druck aufs US-Wachstum die inflationären Auswirkungen der Zölle aus. Der Einbruch der Binnennachfrage würde den Zolleffekt auf die Preise überwiegen. Das Szenario geht davon aus, dass die Zölle letztendlich zurückgenommen werden, das US-Wachstum aber aufgrund der anhaltenden Unsicherheit zurückgeht. Die Auswirkungen anderer politischer Maßnahmen wie die Entlassung von Regierungs- und Behördenmitarbeitern im Rahmen der „DOGE“-Initiative, Abschiebungen und die damit einhergehende abschreckende Wirkung auf Konsum und Beschäftigung werden ebenfalls berücksichtigt. In diesem Szenario könnte die Fed vor Jahresende eine Reihe von Zinssenkungen vornehmen, um den durch den Nachfragerückgang entstandenen Druck abzufedern.

Szenario 3: Rezession mit Stagflation

In diesem Szenario geht die Nachfrage nicht entsprechend den inflationären Auswirkungen der Zölle zurück. Die Inflationserwartungen steigen dauerhaft. Der Schaden für das reale Wachstum resultiert dann sowohl aus der schwachen Nachfrage als auch aus dem Kaufkraftverlust der Verbraucher. Dieses Szenario wird möglich, wenn der Zollkonflikt zum umfassenden Handelskrieg eskaliert, in dem die US-Verbraucher die Kosten der Zölle und Vergeltungsmaßnahmen tragen. Die Fed könnte keine nennenswerten zusätzlichen Impulse setzen. Für Risikoanlagen wäre dies ein negatives Szenario. Chancen gäbe es über Investments in Unternehmen, die angesichts höherer Kosten ihre Produktivität steigern können.

Naomi Fink

Naomi Fink ist Global Strategist bei Nikko Asset Management. Mit einem verwalteten Vermögen von 229,1 Milliarden US-Dollar (Stand 30. Juni 2024) ist Nikko Asset Management (Nikko AM) einer der größten Vermögensverwalter in Asien. Das Unternehmen bietet hochwertiges aktives Fondsmanagement für eine Vielzahl von Aktien-, Renten-, Multi-Asset- und alternativen Strategien. Die passiven Strategien von Nikko AM decken darüber hinaus mehr als 20 Indizes ab und umfassen einige der führenden börsennotierten Fonds (ETFs) in Asien. 
Nikko AM ist seit 1959 in Asien ansässig. Mitsamt seiner Tochtergesellschaften beschäftigt das Unternehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit rund 30 Nationalitäten, darunter rund 200 Investmentexperten. Mit Tochtergesellschaften und angeschlossenen Unternehmen ist Nikko AM in 11 Ländern und Regionen präsent. Weltweit vertreiben mehr als 400 Banken, Broker, Vermögensberater und Lebensversicherer die Produkte von Nikko AM.