Adam Rozencwajg, Goehring & Rozencwajg

Bullenmarkt bei Gold – ohne westliche Anleger

Das fundamentale Umfeld für Goldminenaktien wird immer besser und das Aufholpotenzial ist erheblich. Westliche Anleger stehen jedoch weiterhin an der Seitenlinie. Wir gehen davon aus, dass sich das bald ändert – und rechnen mit einer erheblichen Neubewertung.

Adam Rozencwajg, Goehring & Rozencwajg

Der große Goldbullenmarkt hat begonnen. Bemerkenswert ist, dass er fast ohne Beteiligung westlicher Investoren stattfindet. Dieses mangelnde Interesse bietet Anlegern eine äußerst seltene Kaufgelegenheit. Im vierten Quartal 2024 standen Edelmetalle noch unter Druck: Gold fiel um 1 Prozent, Silber verlor fast 7 Prozent, Platin und Palladium erlitten noch stärkere Verluste von 8 Prozent beziehungsweise 10 Prozent. Hauptgrund war die Stärke des US-Dollars.

Wer seinen Fokus nur auf den US-Dollar richtet, verkennt aber das große Ganze. Ein stärkerer US-Dollar kann Gold zwar kurzfristig unter Druck setzen. Die eigentlichen Treiber für die nächste Bewegung des Goldpreises werden aber nicht allein Wechselkurse sein, sondern eine fundamentale Neuordnung der globalen Geldpolitik – eine Entwicklung, die bereits in vollem Gange ist.

Die Stärke des US-Dollars belastete auch Aktien von Edelmetallunternehmen erheblich. Der weithin beachtete GDX-Goldminen-ETF fiel im letzten Vorjahresquartal um 15 Prozent. Silberaktien gaben gemessen am SIL-Silberaktien-ETF um etwas mehr als 10 Prozent nach.

Hohe Goldnachfrage der Zentralbanken

Unabhängig von der eingetrübten Anlegerstimmung gegenüber Goldminen kauften Zentralbanken aber weiterhin in rasantem Tempo Gold an. Laut Daten des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) erwarben sie im vierten Quartal vergangenen Jahres 333 Tonnen Gold. Damit stieg das Kaufvolumen des offiziellen Sektors 2024 auf 1.051 Tonnen – das dritte Jahr in Folge, in dem Zentralbanken über 1.000 Tonnen in ihre Depots legten.

Zu den aggressivsten Käufern gehörte Polen, das im vergangenen Jahr 90 Tonnen erworben hat. Das Land hat öffentlich erklärt, dass es den Goldanteil an seinen internationalen Reserven auf 20 Prozent erhöhen will. Nach den jüngsten Käufen macht Gold nun 17 Prozent der polnischen Reserven aus.

Auch die indische Zentralbank erwies sich als bedeutender Abnehmer und erwarb im Jahr 2024 insgesamt 73 Tonnen Gold – dreimal so viel wie im Jahr 2023. Die Reserve Bank of India hält sich über ihre Goldkaufstrategie bedeckt. Ihr Gouverneur bemerkte lediglich: „Wir bauen unsere Goldreserven aus.“ Indiens Position ist besonders interessant, da das Land künftig möglicherweise mit China in lokalen Währungen als Teil des BRICS-Wirtschaftsblocks handeln wird, wobei Gold als potenzieller Mechanismus zur Währungsabwicklung dienen könnte.

China kehrt an den Goldmarkt zurück

Und so kehrte auch China im vierten Quartal 2024 an den Goldmarkt zurück. Nach dem letzten offiziell vermeldeten Kauf im April nahm die People's Bank of China (PBoC) ihre Käufe im November und Dezember wieder auf und erwarb 5 beziehungsweise 10 Tonnen des Edelmetalls. Damit beliefen sich die gesamten Goldkäufe Chinas im Jahr 2024 auf 44 Tonnen. Das waren deutlich weniger als die
231 Tonnen, die das Land im Jahr 2023 erworben hatte. Die Rückkehr als Nettokäufer signalisiert aber, dass die Nachfrage der PBoC intakt bleibt.

Angesichts der Unsicherheiten, die Trumps Wiederwahl in die globalen Währungs- und Finanzmärkte gebracht hat, ist es keine Überraschung, dass die Goldkäufe der Zentralbanken im vierten Quartal angezogen haben. Da geopolitische und monetäre Instabilität weiter zunehmen, dürfte die Nachfrage des offiziellen Sektors auch 2025 stark bleiben, da sich die Zentralbanken gegen die Risiken im globalen Finanzsystem absichern wollen.

Westliche Anleger nicht mehr der wichtigste Faktor für den Goldmarkt

Bei westlichen Anlegern ist das Interesse an Gold dagegen abgeflaut, nachdem sie zwischen Mai und Oktober vergangenen Jahres fast 140 Tonnen Gold angehäuft hatten. Der steigende US-Dollar und die Abkehr der US-Notenbank von ihrem zuvor angekündigten Zinssenkungskurs – unter Verweis auf die anhaltend hohe Inflation – haben die Nachfrage nach Gold gedämpft, zumindest unter ETF-Anlegern.

Die 18 physischen Gold-ETFs, die wir beobachten, befinden sich nun in einer dreimonatigen Phase leichter Abverkäufe. Silber folgte dem gleichen Muster. Auch hier haben westliche Investoren von der Käufer- auf die Verkäuferseite gewechselt. Doch trotz dieser Liquidationen steigen die Goldpreise weiter. Das macht eine entscheidende Verschiebung deutlich: Es sind nicht mehr nur die westlichen Investoren, die den globalen Goldmarkt antreiben.

Seit Ende Oktober haben diese 18 Gold-ETFs zusammen 30 Tonnen Gold verloren – und dennoch ist der Goldpreis seither um 2 Prozent gestiegen. Die Diskrepanz ist bezeichnend. Gold steigt, obwohl westliche Anleger an der Seitenlinie stehen. Das Phänomen deutet darauf hin, dass andere Käufer einspringen, um das Angebot aufzufangen – seien es Zentralbanken, Investoren aus Schwellenländern oder Staatsfonds.
Interesse an Minenaktien dürfte wieder anziehen

Wir sind fest davon überzeugt, dass das nachlassende Interesse westlicher Anleger nur vorübergehend ist. Mit zunehmender geopolitischer und monetärer Unsicherheit wird Gold wieder an Attraktivität gewinnen. Trump hat die Federal Reserve bereits dazu aufgefordert, die Zinsen wieder zu senken, und seine aggressive Zollpolitik dürfte weitere monetäre Turbulenzen auslösen – Bedingungen, die in der Vergangenheit einen Anstieg der Goldnachfrage bedeuteten.

Das vielleicht auffälligste Zeichen für die Apathie des Westens ist der Markt für Goldaktien. Obwohl der Goldpreis seit seinem Ausbruch im März 2024 unaufhaltsam gestiegen ist – inzwischen um 40 Prozent –, hat das Interesse an Goldaktien weiter abgenommen. Die Anzahl der ausstehenden Anteile am GDX ETF, dem mit Abstand beliebtesten ETF für Goldminenaktien, ist im gleichen Zeitraum um fast 20 Prozent geschrumpft.

Diese Divergenz hält auch kurzfristig an. Seit dem Tiefpunkt des Goldpreises Mitte Dezember 2024 sind die Preise um fast 10 Prozent gestiegen, während die ausstehenden Anteile des GDX um weitere 5 Prozent gefallen sind. Anleger zögern weiterhin, Kapital in Bergbauaktien zu investieren, obwohl das fundamentale Umfeld immer vorteilhafter wird.

Historisch gesehen blieben solche Diskrepanzen nicht dauerhaft bestehen. Wenn der Goldpreis weiter steigt, wird schließlich wieder Kapital in Goldaktien fließen – und wenn dies geschieht, könnte eine erhebliche Neubewertung folgen.

Adam Rozencwajg

Adam Rozencwajg ist Rohstoffexperte und Geschäftsführer der Investmentgesellschaft Goehring & Rozencwajg. Goehring & Rozencwajg ist eine Investmentgesellschaft für natürliche Ressourcen, die mit Hilfe von eigenem Research und einer konträren Anlagephilosophie Werte in Rohstoffen aufspürt. Mit mehr als 45 Jahren Erfahrung im Bereich der Rohstoffinvestitionen strebt Goehring & Rozencwajg über einen Zeithorizont von drei bis fünf Jahren eine Performance an, die im oberen Quartil ihrer Vergleichsgruppe liegt. Das Unternehmen verwaltet derzeit 750 Millionen US-Dollar im Namen seiner Kunden.

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