Evan Brown, UBS Asset Management

Anleihemarkt und Wirtschaft setzen Trump Grenzen

Der April war ein Monat der Extreme. Aber gerade solche Extremszenarien lehren, welche Grenzen dem US-Präsidenten Donald Trump gesetzt sind bei seinem Versuch, die USA innenpolitisch und in ihren Beziehungen zum Rest der Welt umzugestalten. Wir sind der Meinung, dass diese Beschränkungen dem Markt Gewissheit geben, dass extrem negative Entwicklungen ausbleiben, auch wenn sich die wirtschaftlichen Aussichten in den kommenden Monaten verschlechtern werden.

Anleihemärkte zwingen Trump zur Deeskalation

Eine maßgebliche Beschränkung für Trump liefert der Anleihemarkt. Er bewertet direkt und unvoreingenommen seine politischen Pläne. Ein schneller Anstieg der Renditen für langfristige Anleihen sorgt für Unruhe, da er die Refinanzierungskosten des Staates in die Höhe treibt, zu höheren Kreditzinsen für US-Haushalte und Unternehmen führt und das Vertrauen der Anleger in die traditionellen Absicherungseigenschaften von US-Anleihen erschüttert. Im April hat Trump gleich zweimal auf starke Renditeanstiege mit einem U-Turn bei seinen Entscheidungen reagiert. Zuerst hat er seine Zollankündigungen um 90 Tage verschoben, und knapp zwei Wochen später hat er klargestellt, dass er nicht beabsichtigt, den Fed-Chef Jerome Powell zu feuern.  

Wirtschaftliches Umfeld (nicht nur) durch Zölle bedroht

Eine weitere Beschränkung für Trump ist die Wirkung seiner Politik auf die Wirtschaft. Unternehmer haben sowohl zu Beginn seiner ersten als auch seiner zweiten Amtszeit große Hoffnungen auf Trump gesetzt. Im Gegensatz zu damals ist ihr Optimismus bereits jetzt gesunken, wie ein deutlicher Rückgang im NFIB Small Business Optimism Index zeigt. Ein Grund hierfür dürfte sein, dass viele kleine Unternehmen besonders unter den US-Zöllen auf chinesische Importe leiden. 

Zudem drohen Enttäuschungen bei den für viele Wähler so wichtigen Themen Lebenshaltungskosten und eine gesunde Wirtschaft. Wenn Trumps Zölle aufrechterhalten werden, rechnen die UBS-Ökonomen damit, dass die monatliche Kerninflation in den Spätsommermonaten auf Jahresbasis auf über 7 Prozent steigen wird. Da China es offensichtlich nicht eilig hat zu verhandeln, wird Präsident Trump wahrscheinlich ein sehr unangenehmes wirtschaftliches und vermutlich auch politisches Umfeld vorfinden, wenn er die Zölle nicht deutlich zurückfährt. Wir glauben, dass er das tun wird.

Marktschwankungen halten an, US-Dollar bleibt schwach, Gold guter Diversifikator

Aber selbst, wenn Trump die Zölle senkt, wird sich die US-Wirtschaft deutlich verlangsamen. Die verschlechtere Stimmung in den Unternehmen dürfte die Investitionen bremsen, sinkende Realeinkommen belasten den Konsum und weiterhin hohe Hypothekenzinsen den Wohnungsmarkt. Wir glauben jedoch, dass die erwartete Änderung der Politik ausreichen wird, um ein Worst-Case-Szenario zu vermeiden und wir rechnen mit weiter starken Schwankungen bei Risikoanlagen. Wir bevorzugen daher Relative-Value-Positionen gegenüber starken direktionalen Wetten, insbesondere in einem Umfeld, in dem die Märkte durch einen Tweet auf den Kopf gestellt werden können.

In einem Konjunkturabschwung steht Qualität bei Aktien und Anleihen im Fokus. Im Währungsbereich sehen wir Raum für einen weiterhin schwachen US-Dollar im Laufe des Jahres, da die stark auf die USA ausgerichteten Engagements in globalen Portfolios sinken dürften. Trotz des deutlich gestiegenen Preises bleibt Gold ein hilfreicher Diversifikator für stagflationäre Wirtschaftsentwicklungen und allgemeinere politische Unsicherheiten.

Evan Brown

Evan Brown ist Leiter Multi-Asset-Strategy bei UBS Asset Management (UBS-AM). UBS ist ein führender und globaler Wealth Manager sowie die führende Universalbank in der Schweiz. Sie verfügt zudem über ein diversifiziertes Angebot im Asset-Management und fokussierte Kapazitäten im Investment-Banking. Nach der Akquisition von Credit Suisse belaufen sich die von UBS verwalteten Vermögen per Ende drittes Quartal 2024 auf 6,2 Billionen US-Dollar.