Der Kryptomarkt und der globale Kurseinbruch

Adrian Fritz, 21Shares
/Adrian Fritz / Grafik: 21Shares
Der gesamte Kryptomarkt verliert binnen 24 Stunden rund 17 Prozent an Wert, Ethereum erlebt seinen schlechtesten Handelstag seit 2021 und auch der Bitcoin-Kurs fällt im Wochenvergleich um bis zu 27 Prozent. Der weltweite Kurseinbruch an den Börsen geht auch an der Krypto-Branche nicht ohne Auswirkungen vorbei. Nach den turbulenten Stunden der ersten Handelstage der Woche hat unser Team einige der dahinterstehenden Hauptfaktoren analysiert, die von makroökonomischen bis hin zu Krypto-spezifischen Aspekten reichen.

Die Ursachen des Einbruchs und die Situation in der Welt der Blockchains und Kryptos

Einer der zentralen Faktoren der aktuellen Situation an den Börsen war die schwächere globale Liquidität und die sinkende Risikobereitschaft der Investoren. So erhöhte die Bank of Japan zum zweiten Mal in 17 Jahren die Zinsen auf 0,25 Prozent – und beendete damit eine achtjährige Negativzinsperiode. Japanische Yen-Carry-Trades brachen aufgrund von Rezessionsängsten zusammen, was die globale Liquidität weiter beeinträchtigte. Zusätzlich warf ein schwächer als erwarteter Arbeitsmarktbericht in den USA am Freitag Fragen im Hinblick auf die Konjunkturentwicklung auf. Dies löste einen Ausverkauf von risikoreichen Assets aus, obwohl die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung um 50 Basispunkte im September gestiegen ist. Aber auch geopolitische Spannungen – vor allem der sich weiter aufheizende Konflikt zwischen Israel und dem Iran – trugen ihren Teil zur allgemeinen Verunsicherung bei.

Wie Krypto und Aktien korrelieren – und wie Bitcoin-Besitzer jetzt handeln

Der Kryptomarkt erlebte als Folge einen erheblichen Rückgang: In den letzten sieben Tagen haben 72 Prozent aller Kryptoassets ein Renditeminus von 30 Prozent verzeichnet. Diese Marktkorrektur ist jedoch nicht nur auf den Kryptomarkt beschränkt. Der CBOE Volatility Index (VIX), ein Indikator für die Volatilität an den Aktienmärkten, ist an einem einzigen Tag um 155 Prozent gestiegen und hat mit einem Wert von 65 den höchsten Stand seit dem pandemiebedingten Einbruch erreicht. Diese parallele Entwicklung lässt sich auch mit Zahlen nachweisen: So zeigt sich aktuell eine Korrelation zwischen den Bewegungen des S&P 500-Index und den zwei größten Kryptoassets Bitcoin und Ethereum von 0,28 und 0,43. (Ein Wert von 1 würde eine perfekte positive Korrelation bedeuten, ein Wert von 0 hingegen absolut keinen Zusammenhang).

Abb.: 1 - 1-MonatsKorrelationsmatrix von BTC, ETC und S&P 500

Diese Korrelation stellt unter Beweis, dass sich Bitcoin noch immer in der Entwicklung zum Wertaufbewahrungsmittel der Zukunft befindet und gleichzeitig weiterhin Eigenschaften eines Risikoaktivums aufweist. Daneben ist das Verhalten unterschiedlicher Gruppen von Bitcoin-Investoren bemerkenswert. So stellen die sogenannten Kurzzeithalter – jene Investoren, die ihre Bestände erst vor 6-12 Monaten erworben haben – den Großteil der Verkäufe der letzten 24 Stunden. Die Langzeithalter hingegen nutzten das Kurstief, um noch mehr Bitcoin zu erwerben.

Abb.: 2 - Vorräte von Bitcoin-Kurzzeithaltern im Vergleich zu jenen der Langzeithalter

Der 24-stündige Verlust des Marktwertes von Bitcoin belief sich auf höchstens 17 Prozent. Wie Daten aus der Vergangenheit zeigen, erlebte Bitcoin bis jetzt 43-mal einen täglichen Kursverlust zwischen 10 und 20 Prozent – und nur zweimal einen Verlust von über 20 Prozent. Die aktuelle Kursbewegung ist also keine historische Anomalie. Ethereum verlor einstweilen einen Kursverlust von 21 Prozent binnen 24 Stunden, was den höchsten Wert seit Mai 2021 darstellt.

Wie es jetzt weitergehen könnte

Es gilt, die Entwicklung der Wirtschaft in Japan sowie die kommende Woche erwarteten neuen Zahlen zu den US-Arbeitslosenanträgen zu beobachten. Letztere sind ein regelmäßiger Indikator für den Zustand des Arbeitsmarkts. Trotz aller Herausforderungen gibt es auch positive Dynamik. Die Hash-Rate von Bitcoin hat ein Allzeithoch erreicht, was auf einen erheblichen Anstieg der Rechenleistung hinweist, die zur Sicherung des Netzwerks verwendet wird. Aber auch auf Seite der Stablecoins beweist der Markt weiter Stabilität: Stablecoins stellten die Hauptverbindungspunkte für den Ein- und Ausstieg von Fiat-Währungen (wie US-Dollar, Euro usw.) Krypto-Währungen dar – und verfügen aktuell noch über eine hohe Liquidität von 163 Milliarden US-Dollar. Und abseits von Bitcoin und Ethereum gibt es in der aktuellen Marktlage sogar Gewinner: So erreichte das Onchain-Handelsvolumen des Ethereum-Konkurrenten Solana im Juli 56 Milliarden Dollar – und übertraf damit zum ersten Mal das Handelsvolumen von Ethereum.
Weitere Einblicke über die Entwicklungen der vergangenen Woche finden Sie in der Research Note von 21Shares, die Sie hier abrufen können.

Adrian Fritz ist Head of Research der Forschungsabteilung von 21.co, Dachunternehmen des Krypto-ETP-Emittenten 21Shares. Fritz absolvierte ein Masterstudium an der Hult International Business School in San Franciso und begann seine Karriere als Finanzanalyst. Danach war er als Broker und im Investmentbanking tätig. Vor seinem Einstieg bei 21Shares war er unter anderem bei Signature Management Consulting in Barcelona und als Analyst bei Cellnex Telecom in Zürich tätig.
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