Für die Altersvorsorge ist es nie zu spät…

Claus Walter, Vermögensmanagement GmbH in Freiburg/ Br.
Claus Walter / Bild: Vermögensmanagement GmbH in Freiburg/ Br.
Finanzielle Sicherheit im Ruhestand, Spielraum für energetische Renovierungen oder ein Plan für einen harmonischen Vermögensübergang – gerade mit ansteigendem Alter gilt es, Geldthemen nicht aus den Augen zu verlieren.
Je früher, desto besser. Klar, dieses Motto ist gerade beim Thema Altersvorsorge absolut richtig. Nicht umsonst wird der Zinseszinseffekt von so Manchem als 8. Weltwunder gepriesen. Und es stimmt, wer zum Berufsstart gute Entscheidungen trifft, kann selbst mit überschaubaren Sparraten über Jahrzehnte ein ordentliches Vermögen aufbauen. Aber das heißt nicht, dass die Altersvorsorge nicht auch ein wichtiges Thema für die zweite Lebenshälfte und die Silver Society ist. Kommt die Rente näher oder ist der Ruhestand bereits erreicht, gilt es, die oft schon vor Jahrzehnten getroffenen Entscheidungen auf den Prüfstand zu stellen und mit der eigenen Lebenswirklichkeit abzugleichen.

Alles noch zeitgemäß?

Wir raten dazu, die individuelle finanzielle Gesamtstruktur unabhängig vom Alter regelmäßig nüchtern zu analysieren. Gute Anlässe können lebensverändernde Ereignisse wie eine Heirat, Geburten von Kindern oder Enkeln sein. Auch der Erwerb einer Immobilie, eine Erbschaft oder ein Jobwechsel können die Ausgangslage erheblich verändern. Ein Faktor ist auch das steigende Lebensalter, denn nicht jede einmal gewählte Anlageform ist heute noch sinnvoll, hundert Prozent sicher oder ausreichend dimensioniert. Es stellen sich eine ganze Reihe von Fragen: Welche Renten- oder Pensionsansprüche haben oder werden sich voraussichtlich aufbauen und wieviel reale Kaufkraft ermöglichen diese in 10 oder 20 Jahren nach dem Ruhestandsbeginn? Stimmt die Kosten-Nutzen-Struktur von Kapital bildenden Versicherungen noch? Und ist zusätzlich angespartes Vermögen so positioniert, dass es trotz der steigenden Preise mögliche Bedarfslücken ausgleichen kann? Oder muss die Vermögensstruktur breiter aufgestellt werden, um durch verbesserte Balance von Chancen und Risiken auch in Zukunft Werthaltigkeit zu ermöglichen?
 
Aus unserer Erfahrung macht es Sinn, die Vermögensstruktur immer wieder an die Lebensumstände anzupassen. Es kann einen enormen Unterschied machen, ob Sie zum Beispiel im energetisch nicht ganz aktuellen Eigenheim wohnen, Kinder oder Enkel in der Ausbildung unterstützen wollen oder einen Ruhestand im sonnigen Süden anstreben. Lebenspläne, finanzieller Spielraum und die Ansprüche bleiben selten mit 30, 60 oder 90 Jahren die Gleichen.

Das lohnt sich doch nicht mehr…

Sie denken, das spielt in Ihrem Alter alles keine Rolle mehr und lassen lieber alles auf dem Girokonto? Eher keine gute Idee. Kurzes Beispiel: Wenn Sie Geld unverzinst unter das sprichwörtliche Kopfkissen legen, verliert das Vermögen bei einer Inflationsrate von fünf Prozent in nur sechs Jahren mehr als ein Viertel an Kaufkraft. Ein gut ausbalancierter Vermögensmix kann das zumindest teilweise kompensieren und trotzdem berücksichtigen, dass ausreichend schnell verfügbare Reserven vorhanden sind, etwa für eine Pflegesituation oder anfallende Hausrenovierungen. Auch für das Thema Vererben kann es zigtausende Euro Unterschied machen, zum Beispiel die heute noch geltenden Freibeträge zu nutzen. Aber bevor Vermögen übertragen wird, ist eine umfassende Bestandsaufnahme der Altersvorsorge eigentlich unerlässlich. Niemand sollte sich arm schenken, deswegen muss zunächst der Spielraum bestimmt werden, der für so etwas besteht. Auch wenn die nachfolgende Generation bereits versorgt ist oder es keine Erben gibt, macht es Sinn, die Optimierung der Vermögensstruktur nicht schleifen zu lassen.

Risiken anpassen

Denn genauso wie die Inflation den realen Wert von nicht investiertem Vermögen rasant verringern kann, gibt es immer auch Anlagerisiken. Die bekommen mit steigendem Lebensalter eine größere Bedeutung und sollten entsprechend berücksichtigt werden. Für einen 20-jährigen, der für die Rente spart, ist es zum Beispiel eigentlich kein großes Problem, wenn der Aktienmarkt mal für ein paar Jahre schwach läuft. Denn trotz dieser immer wieder auftretenden Wertschwankungen gibt es erfahrungsgemäß hier langfristig die besten Ertragsaussichten. Je näher man jedoch einem Renteneintrittsalter kommt und auf Vermögen in absehbarer Zeit angewiesen sein könnte, desto mehr sollte diese Volatilität im Investmentmix verringert werden. Das geht zum Beispiel, indem andere Anlageklassen wie etwa gut verzinste festverzinsliche Wertpapiere stärker in den Vordergrund rücken.
 
Aber auch die Auswahl von Aktien mit besonders stabilen Geschäftsmodellen, die durch Dividendenzahlungen eine Art Schwankungspuffer bieten, kann eine Maßnahme sein. Für unsere Kunden hat es sich bewährt, Vermögen mit Weitsicht möglichst auf verschiedene Anlageklassen, Branchen und Währungsräume zu verteilen. Nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern breit gestreut zu investieren, ist für uns die Grundlage jeder vernünftigen Vermögenstruktur. Das gilt nicht nur, aber ganz besonders auch für die Altersvorsorge, die derzeit viele Herausforderungen überstehen muss, wie Inflation und multiple Probleme von Klimakrise bis Kriegsfolgen. Mit verschiedenen, möglichst voneinander unabhängigen Bausteinen kann trotzdem eine stabile finanzielle Struktur geschaffen werden, davon sind wir überzeugt. Das ist an sich keine Frage des Geburtsjahres, aber die Zeit, um Fehler auszugleichen wird in den späten Jahren einfach weniger. Deswegen ist es tatsächlich nie zu spät, sondern eigentlich immer die richtige Zeit, sich mit dem Thema Altersvorsorge auseinanderzusetzen.
Diesen und weitere Vermögensverwalter mit ihren Meinungen und Online-Anlagestrategien finden Sie auf der V-Check-Seite.
Claus Walter ist Vorsitzender der Geschäftsleitung der inhabergeführten Freiburger Vermögensmanagement GmbH in Freiburg im Breisgau
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